Bischof Ackermann: „Christen in Nahost sind nur mit einer Stimme stark“
Die Religionsfreiheit
– sie steht in diesen Tagen nicht nur im Vatikan, sondern auch im Heiligen Land im
Mittelpunkt. Beim jährlichen Treffen europäischer und nordamerikanischer Kirchenvertreter
im Heiligen Land erklärten sich an diesem Dienstag verschiedene Kirchenführer solidarisch
mit bedrängten Christen in aller Welt; sie schauten unter anderem nach Ägypten, wo
an Neujahr über 20 Kopten einem Attentat zum Opfer fielen. Angesichts einer Realität
„voller Extrempositionen“ müssten die Christen Einheit markieren, so der lateinische
Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal in seiner Begrüßungsansprache, der die Bluttat
von Alexandria scharf verurteilte.
Stärke aus Einheit – das rät auch der Trierer
Bischof Stephan Ackermann den Christen im Heiligen Land. Auch er ist mit der Bischofsdelegation
derzeit in Israel und den Palästinensergebieten unterwegs. Die Initiative, die sich
die Unterstützung der Kirche im Heiligen Land zum Ziel gemacht hat, wurde auf Wunsch
des Heiligen Stuhls 1998 in Jerusalem gegründet. Bischof Ackermann erzählt dazu mehr
im Gespräch mit dem Kölner Domradio:
„Wir versuchen über Jahre durch diese
Initiative, die vom Vatikan ausgegangen ist, im Gespräch mit den entsprechenden Führern
der verschiedenen Kirchen und Religionen vor Ort zu sein. Zunächst einmal mit denen
der verschiedenen katholischen Gruppierungen. Hier versuchen wir, das Anliegen der
Einheit besonders in den Blick zu nehmen. Denn nur wenn die Christen hier mit einer
Stimme sprechen, sind sie stark. Nicht nur im eigenen Sinne, sondern überhaupt für
die Verbesserung der Situation. Natürlich können wir durch die Informationen, die
wir erhalten und dann ja auch in unsere Länder zurücktransportieren, dabei helfen,
die Situation besser einzuschätzen. Ein wichtiger Punkt ist natürlich immer, wenn
Pilger ins Land kommen: Das stärkt natürlich auch die Christen und die Gemeinden vor
Ort.“
Das Schicksal der Christen im Heiligen Land steht und fällt mit dem
Friedensprozess im israelisch-palästinensischen Konflikt, so Ackermann. Zu ihm hätten
Christen andererseits selbst viel beizutragen:
„Und wenn wir jetzt hier
bei unserem Bischofstreffen wieder zusammenkommen, ist immer auch die Frage: Was können
Christen beitragen, wo können sie die Stimme erheben, wo können sie auch mithelfen
bei dem Friedensprozess? So lange dort keine besseren Perspektiven sind, bleibt die
Situation schwierig. Und es werden wahrscheinlich noch mehr Christen das Land verlassen.“
Anders
als in Ägypten und im Irak litten die Christen im Heiligen Land weniger unter Verfolgung,
vielmehr hätten sie mit Hindernissen und Bedrängnissen im Alltag zu kämpfen, erinnert
Bischof Ackermann. Besonders palästinensische Christen seien in einer „doppelten Minderheitensituation“.
Der letzte Anschlag auf Christen in Alexandria sei bei den bisherigen Begegnungen
auch Thema gewesen. Treffen mit Vertretern der Muslime und Juden seien bei der diesjährigen
Visite leider nicht geplant. Die Visite der Bischöfe im Heiligen Land geht noch bis
Donnerstag.