Papst: Auch im Westen Religionsfreiheit eingeschränkt
In seiner Rede vor Diplomaten hat Benedikt XVI. auch Staaten kritisiert, die zwar
auf dem Papier Religionsfreiheit anerkennen, sie in Wirklichkeit aber „streng kontrollieren“
oder gar unterdrücken. „Solche Zweideutigkeiten müssen aufhören“, forderte Benedikt
vor allem mit Blick auf das chinesische Regime. Die Christen dürften nicht „zwischen
der Treue zu Gott und der Loyalität gegenüber ihrem Heimatland hin- und hergerissen“
werden. Katholische Gemeinschaften hätten nach „internationalen Standards“ ein Recht
auf volle Selbstorganisation. Er wisse, so der Papst wörtlich, dass die Katholiken
und Seelsorger in Festland-China „eine Zeit von Schwierigkeiten und Prüfungen durchleben“.
Peking unterhält – anders als Taiwan – keine diplomatischen Beziehungen zum Heiligen
Stuhl.
Papst Benedikt hat die Behörden in Kuba aufgefordert, den Dialog mit
der örtlichen Kirche fortzusetzen. Das Gespräch, in dem es vor allem um humanitäre
Fragen geht, solle „weiter verstärkt und ausgeweitet werden“. Vor einem Jahr waren
erstmals direkte Verhandlungen zwischen Kubas Präsident Raul Castro und Kardinal Jaime
Ortega von Havanna in Gang gekommen. Dabei setzte sich die Kirche erfolgreich für
die Freilassung politischer Gefangener ein.
Der Papst sieht auch in vielen
westlichen Gesellschaften „Arten der Bedrohung der vollen Ausübung der Religionsfreiheit“.
Da werde etwa von Christen verlangt, dass ihre religiösen Überzeugungen keinerlei
Auswirkungen auf ihr Handeln am Arbeitsplatz haben dürften. Er freue sich daher über
eine Resolution des Europarates vom letzten Oktober. Diese schütze das Recht von christlichen
Mitarbeitern in Krankenhäusern, sich auf ihr Gewissen zu berufen, um sich etwa an
einer Abtreibung nicht zu beteiligen.