Vergesst nicht Haiti! Daran hat Papst Benedikt XVI. am vergangenen Sonntag erinnert.
Auch ein Jahr nach dem schweren Erdbeben vom 12. Januar 2010 unterstützt der Vatikan
die verwüstete Insel weiter: An diesem Montag wurden 1,2 Millionen US-Dollar übergeben;
mit dem Geld aus Spenden sollen vor allem Schulen und Kirchen wiederaufgebaut werden.
Eine der großen Herausforderungen für die Hilfsorganisationen vor Ort ist nach wie
vor die Cholera-Bekämpfung, erzählt uns Sabine Wilke von „Care“. Die Krankheit wütet
seit gut zwei Monaten auf der Insel. Wilke hält sich zurzeit in der haitianischen
Hauptstadt Port-au-Prince auf. Dort sei die Lage relativ stabil, denn es gebe Latrinen
und sauberes Trinkwasser. Anders sehe es auf dem Land aus, so Wilke:
„Größere
Sorgen bereiten uns im Moment die ländlicheren Regionen des Landes im Norden und im
Süden, wo die Gesundheitsbehörden melden, dass es immer mehr Fälle gibt. Das heißt,
dass in Dörfern, die sehr weit von den großen Städten abgeschnitten sind, die Menschen
erst mal fünf, sechs Stunden laufen müssen, um überhaupt zur nächsten Gesundheitsstation
zu kommen. Was Care im Moment macht, ist in diesen dörflichen Gemeinden kleine Stationen
zu bauen, wo die Menschen – sobald sie erste Symptome bekommen – eine Weißlösung zu
sich nehmen können, die sie davor schützt, noch mehr Flüssigkeit zu verlieren und
sich dann in einem zweiten Schritt idealerweise in ein Krankenhaus begeben können.“
Die
Cholera werde das ganze Land langfristig noch sehr beschäftigen, prognostiziert Wilke.
Care habe sehr viele Spendengelder bekommen. Jeder Euro fließe in Hilfsprojekte vor
Ort, versichert sie. Allerdings müsse man gut planen, um langfristig helfen zu können
und kein Geld zu verschwenden:
„Denn es bringt nichts, das Geld
ungeplant so schnell wie möglich auszugeben und im Zweifel dann vielleicht auch Dinge
falsch zu machen oder nicht nachhaltig zu organisieren. Wir müssen mit den Gemeinden
sprechen, wir mussten zum Beispiel – was die Unterkünfte angeht, auch erst einmal
mit den Menschen sprechen und schauen, was sie sich vorstellen: Wie kann man die Häuser
bauen, wie kann die Struktur sein, welche Materialien können wir benutzen, dazu brauchen
wir Planung und die dauert einfach ein bisschen. Und deswegen geben wir natürlich
weiter das Geld aus und machen das auch so schnell wie möglich, aber planen das auch
noch fürs nächste Jahr.“
Neben den finanziellen Hilfen sei jetzt vor allem
wichtig, den Menschen in Haiti Mut zu machen. Die Augen der Welt hätten sich ja traurigerweise
vor allem erst mit dem Erdbeben auf Haiti gerichtet. Für Hilfe zur Selbsthilfe brauche
es weiterhin konkrete Zeichen der Solidarität, erinnert Wilke:
„Was
ich mir am meisten wünsche: dass wir weiter ein Auge auf Haiti behalten. Das Land
ist bis zu dem Erdbeben so in Vergessenheit geraten. Die Menschen müssen sich weiter
informieren, Geduld haben und wissen, dass hier vor Ort gearbeitet wird, und dass
das eben nicht nur die internationalen Hilfsorganisationen sind und Menschen wie ich,
die für einen gewissen Zeitraum hier sind, sondern dass hier der Wiederaufbau auch
selbst in die Hand genommen wird. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen halten,
dass hier ein großes Potential ist in diesem Land, dass die Menschen ihr Land wieder
aufbauen wollen. Deshalb wünsche ich mir, dass die ganze Bevölkerung hier weiter das
Gefühl hat, dass die Welt weiter auf Haiti schaut.“