2011-01-09 09:50:27

Sudan: Abstimmung beginnt


Kurz vor dem Beginn des Referendums über eine Unabhängigkeit des Südsudan hat Präsident Omar Al-Baschir vor einer Loslösung des Landesteils gewarnt. Der Süden sei nicht in der Lage, einen eigenen Staat zu bilden und für die Menschen dort zu sorgen, sagte Al-Baschir dem arabischen Sender Al-Dschasira. Die insgesamt neuntägige Volksabstimmung hat an diesem Sonntag im Südsudan begonnen; sie ist der Schlusspunkt eines 2005 von der Zentralregierung in Khartum und südsudanesischen Rebellen unterzeichneten Friedensabkommens. Dieses beendete einen mehr als zwei Jahrzehnte dauernden Bürgerkrieg. Es gilt als sicher, dass die Bürger des christlich dominierten Südsudan mit großer Mehrheit für eine Loslösung vom muslimisch geprägten Rest des Landes stimmen werden.

Bislang hat das Referendum einen sehr positiven Verlauf genommen. Diese Einschätzung übermittelte Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer des katholischen deutschen Entwicklungshilfswerks Misereor, am Sonntag aus Juba. Sayer begleitet die Volksabstimmung in der südsudanesischen Stadt zurzeit im Auftrag der „All African Conference of Churches“ als Wahlbeobachter. „Ich bin sehr beeindruckt, wie zivilisiert und diszipliniert diese Volksabstimmung abläuft und wie zukunftsorientiert die Menschen hier die Sache in die Hand nehmen. Das Referendum findet bisher in freier Atmosphäre statt.“ Sayer besuchte am Sonntag zahlreiche Wahllokale und traf dort unter anderem einen Mann auf Krücken, der im sudanesischen Bürgerkrieg einen Fuß verloren hatte. „Dieser Mann äußerte sich voller Zuversicht und Hoffnung, dass die Gewalt in seinem Land nun ein Ende hat“, berichtete der Misereor-Chef. Sayer hatte den Sudan bereits 1999 besucht. „Ich erlebe den Südsudan nun als ein völlig verändertes Land, in dem vieles wieder aufgebaut ist, was im Krieg zerstört wurde.“ Am Morgen hatte der Gast aus Deutschland in der Kathedrale von Juba einen Gottesdienst mitgefeiert, an dem auch der südsudanesische „Präsident“ Salva Kiir Mayardit teilnahm. Der amerikanische Senator John Kerry, Vorsitzender des Komitees für auswärtige Beziehungen im US-Senat, übermittelte in der Kathedrale die Grüße von US-Präsident Barack Obama und sagte dem Südsudan Hilfe zu. Das Referendum findet in Anwesenheit zahlreicher bedeutender Persönlichkeiten der Weltpolitik statt, unter ihnen der frühere US-Präsident Jimmy Carter und der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan.

Mit Blick auf das Referendum sind nach Angaben von Cora Laes-Fettback, Misereor-Länderreferentin für den Sudan, bislang Zehntausende Menschen vom Norden in den Süden des Sudans gereist. Zum einen taten sie dies, um an dem Referendum teilzunehmen. Zum anderen aber auch vor dem Hintergrund, dass Staatspräsident Umar Hasan Ahmad al Bashir den Südsudanesen unverhohlen damit gedroht hatte, sie nach einer Unabhängigkeit des Südens im Nordteil des Landes vom Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen auszuschließen. Seit dem Friedensabkommen vom Januar 2005 haben sich die Infrastruktur und die Leistungsfähigkeit staatlicher Stellen in Teilen des Südsudans laut Laes-Fettback deutlich verbessert. In ländlichen Regionen gebe es aber vielfach weiter keine geregelte Versorgung mit Wasser, die meisten Straßen seien nur unzureichend befahrbar. Auch existierten für die Bevölkerung kaum Möglichkeiten, sich medizinisch betreuen zu lassen und Bildungseinrichtungen zu besuchen.

(pm/reuter 09.01.2011 sk)
 







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