2011-01-09 09:52:21

D: „Feindbild der Terroristen ist gröber geworden“


Eine neue Qualität bei der Gewalt gegen Christen beobachtet der Religionswissenschaftler Thomas Schirrmacher aus Bonn. Das Feindbild der Terroristen sei gröber und undifferenzierter geworden, sagte er in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“. „Alle Christen werden nun in einen Sack gesteckt: Einheimische, Ausländische, Orthodoxe, Katholische, Evangelikale.“ In der islamischen Welt seien im vergangenen Jahr verstärkt auch alteingesessene Christengemeinschaften zum Ziel von Terror und Selbstmordattentaten geworden. „Mal wurden in Pakistan über 20 Christen getötet, mal im Irak 50, nun im ägyptischen Alexandria 23 Gottesdienstbesucher.“ Seien in Pakistan früher „vielleicht drei Gläubige pro Jahr gelyncht worden“, so seien bei den jüngsten Anschlägen mit einem Mal so viele Menschen gestorben wie sonst in fünf bis zehn Jahren, erklärte Schirrmacher. Einen Grund für die zunehmende Gewalt sieht der Religionswissenschaftler darin, dass orientalische Christen – ob Aramäer, Armenier oder Kopten – 2010 laut gegen ihre Diskriminierung in den islamischen Mehrheitsgesellschaften protestiert hätten. „Terror und Drohungen in Europa wie im Orient sind auch eine Reaktion der Islamisten auf diesen wachsenden Mut“, so Schirrmacher. Der „historische Deal“ zwischen muslimischer Mehrheit und christlicher Minderheit werde zunehmend aufgekündigt – auch im Irak oder der Türkei. „Er bestand darin, dass die orientalischen Christen nicht laut und schon gar nicht gegenüber dem Ausland über ihre rechtliche Benachteiligung klagten. Im Gegenzug ließ man sie als Bürger zweiter Klasse in Ruhe.“ Thomas Schirrmacher ist Sprecher für Menschenrechte der Weltweiten Evangelischen Allianz, die weltweit etwa 420 Millionen evangelische Christen vertritt, und Direktor von deren 2006 gegründetem Internationalen Institut für Religionsfreiheit (Bonn, Kapstadt, Colombo).
(idea 09.01.2011 sk)







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