Die Zahl der Opfer
schwankt: Zwei oder drei Menschen sollen in Algerien bei den Protesten gegen die plötzlich
angehobenen Lebensmittelpreise ums Leben gekommen sein; die Zahl der Verletzten wird
mit etwa vierhundert angegeben. Das sind Zahlen des Innenministeriums in Algier. Es
sind vor allem junge Leute, die sich in vielen Städten Algeriens richtiggehende Straßenschlachten
mit der Polizei liefern.
„Die Gründe für diese Demos sind vor allem wirtschaftlicher
Natur“, sagt uns ein Missionar der Weißen Väter in Algerien, der anonym bleiben möchte.
„Seit Jahren gibt es eine starke Inflation von 8 oder 9 Prozent pro Jahr, während
die Gehälter nicht in gleichem Maße steigen – die steigen nur um jeweils 4 oder 5
Prozent. Das führt dazu, dass die Kaufkraft der Algerier sich ständig vermindert.
Die Grundnahrungsmittel werden hingegen ständig teurer: vor allem Brot und Milch.
Die Leute können nicht mehr...“
Seit Januar hat es bei den Lebenshaltungskosten
in Algerien einen Sprung nach oben um etwa 25 Prozent gegeben; Mehl, Zucker oder Öl
wurden sogar auf einen Schlag doppelt so teuer wie bisher. „Unter den jungen Leuten,
die bei diesen Protesten mitmachen, sind viele Familienväter - sie können jetzt die
Familie nicht mehr unterhalten. Hinzu kommen Studenten und auch Schüler. Die Demonstrationen
zeigen Parallelen zu den Protesten, die es schon Ende der achtziger Jahre gab. In
letzter Zeit gibt es ohnehin immer wieder lokale Revolten: Das liegt auch daran, dass
das demokratische System in Algerien nicht offen genug ist. Diee Repression ist etwas
brutal; jetzt wurden alle Massenveranstaltungen wie etwa Fußballspiele abgesagt, damit
sich dort die Spannungen nicht noch hochschaukeln. Im Augenblick herrscht eine seltsame
Ruhe hier in Algier...“ Auch in Tunesien kommt es in diesen Tagen erneut zu Unruhen.
Bei Zusammenstößen mit der Polizei kamen nach Oppositions-Angaben im Westen Tunesiens
mindestens zwanzig Menschen ums Leben. (rv 09.01.2011 sk)