Schock im Kölner Dom:
Die von den Einheimischen liebevoll „decker Pitter“ genannte St. Petersglocke schweigt.
Am Donnerstagmorgen fiel der Klöppel der mit 3,24 Meter Durchmesser und rund 24 Tonnen
größten frei schwingenden Glocke der Welt herab. Über die Ursache gibt es noch keine
Informationen. Möglich scheint eine Materialermüdung an der Aufhängung. Verletzt wurde
niemand.
Das tiefe C des Geläuts hätte eigentlich kurz vor 10.00 Uhr das Kirchenfest
„Erscheinung des Herrn“ am Dreikönigstag mit einläuten sollen. Dazu kam es nicht mehr.
Der Klöppel sei gegen 9.30 Uhr abgefallen, hieß es. Er stürzte auf den Boden der Glockenkammer
und brach entzwei. Jan Hendrik Stens ist Glockenexperte, Ohrenzeuge und Domradio-Redakteur.
Seine Einschätzung: Der „decke Pitter“ wird mit neuem Klöppel wieder so läuten wie
vorher.
Die Glocke wurde 1923 im thüringischen Apolda gegossen. Sie wurde am
30. November 1924 als „deutsche Friedensglocke“ eingeweiht. Die Vorgängerin war 1873
aus erbeuteten französischen Geschützen entstanden und 1918 zu Kriegszwecken eingeschmolzen
worden. Der „decke Pitter“ wird zu hohen christlichen Feiertagen geläutet oder zu
ganz besonderen Anlässen wie einem Papstbesuch oder dem Tod des Erzbischofs. Sie verkündete
der Stadt aber auch das Ende des Zweiten Weltkriegs und erklang am Tag der Wiedervereinigung
Deutschlands.
Der „decke Pitter“ hält seinen Rekordtitel als größte frei schwingende
Glocke bis heute – zum Verdruss der Bürger der US-amerikanischen Stadt Newport. Dort
ließen zwar Mäzene zur Jahrtausendwende in Frankreich eine neue, 30 Tonnen schwere
Glocke gießen, die die Kölner Petersglocke in den Schatten stellen sollte. Allerdings
gibt es derzeit keinen Glockenturm, der stabil genug wäre, um sie aufhängen und läuten
zu lassen. Die weltweit größte Glocke überhaupt ist die 1734 gegossene „Zar Kolokol“
in Moskau. Sie wiegt 200 Tonnen und ist sechs Meter hoch. Sie hat allerdings kein
einziges Mal geläutet, weil sie noch in der Gießerei durch ein Feuer schwer beschädigt
wurde.