„Das Universum ist
nicht durch Zufall entstanden, wie einige uns glauben machen wollen“: Das hat Papst
Benedikt an diesem Donnerstag betont. Bei seiner Messe in St. Peter zum Hochfest der
Erscheinung des Herrn rief er dazu auf, „die Handschrift Gottes“ im Universum wahrzunehmen:
„Hinter der Schönheit der Welt, in ihrem Geheimnis, ihrer Größe und ihrer Rationalität
nehmen wir eine ewige Vernunft wahr.“ Der britische Astrophysiker Stephen Hawking
hatte im letzten Sommer Aufsehen erregt mit seiner Aussage, eine Erklärung der Welt
komme ohne Gott aus.
Zwei Bayern waren es, die diesmal in St. Peter assistierten:
Neben Papst Benedikt stand der neuernannte Kardinal Walter Brandmüller, der sich übrigens
als Historiker eingehend mit dem historischen Stern von Betlehem beschäftigt hat.
Brandmüller ist von der historischen Wahrheit dieses Sterns, der die Weisen aus dem
Osten aufmerksam machte, überzeugt, aber Papst Benedikt setzte in seiner Predigt den
Akzent anders: „Was für ein Stern das war, das ist natürlich eine interessante Frage,
aber sie führt uns nicht zu dem, was an diesem Stern wesentlich ist“, meinte er. Der
Stern stehe vielmehr dafür, „dass Gott sich finden läßt, dass er Zeichen gibt, ja
dass er sich uns nähert“. Dass das Evangelium von den Sterndeutern die Geschichte
einer Globalisierung des christlichen Heilsversprechens ist, dafür zeugten in St.
Peter u.a. Fürbitten in den Sprachen Swahili und Tamil.
„Die Sterndeuter
suchten nicht den Himmel ab, um in den Sternen die Zukunft zu lesen und daraus Gewinn
zu schlagen“, meditierte Papst Benedikt; „vielmehr waren sie Menschen auf der Suche
nach dem wahren Licht, das uns den Weg des Lebens zu erhellen vermag. Sie waren sich
sicher, dass es in der Schöpfung eine Handschrift Gottes gibt – eine Handschrift,
die sich entziffern läßt.“
Die Christen von heute sollten sich nachdenklich
stimmen lassen durch die Reaktion von König Herodes und seinen Schriftgelehrten auf
das Erscheinen der Weisen aus dem Osten. Denken nicht auch wir oft wie Herodes, dass
Gott ein Rivale für uns ist, der uns etwas streitig macht?, fragte der Papst. Und
„gibt es nicht auch in uns die Versuchung, die Heilige Schrift mehr als Studien- und
Diskussionsobjekt zu sehen und nicht vielmehr als die Wahrheit über den Menschen und
seine Bestimmung – eine Wahrheit, die uns auf den Weg schickt“? „Über
der großen Stadt verschwindet der Stern – man sieht ihn nicht mehr. Was bedeutet das?
Auch hier müssen wir tiefer blicken. Die Sterndeuter hatten den neuen König im königlichen
Palast gesucht, doch zu ihrer Verblüffung mußten sie feststellen, dass er nicht an
diesem Ort der Macht und der Kultur war. Sie mußten feststellen, dass die Macht –
auch die des Wissens – manchmal den Weg zur Begegnung mit dem gesuchten Kind verbauen
kann. Als der Stern sie dann nach Betlehem führt, finden sie den König der Welt bei
den Armen und Einfachen. Die Kriterien Gottes sind andere als die der Menschen.“
Das
sei eine Anfrage an uns heute, so Benedikt XVI. weiter.
„Wenn man uns fragen
würde, wie Gott die Welt hätte retten sollen, dann würden wir doch vielleicht auch
antworten: indem er seine Macht zeigt und der Welt ein gerechteres Wirtschaftssystem
gibt, in dem jeder das hätte, was er will! Aber in Wirklichkeit würde das dem Menschen
Gewalt antun – es würde ihn wesentlicher Elemente, die ihn ausmachen, berauben. Weder
unsere Freiheit noch unsere Liebe wären noch gefragt. Nein, Gottes Macht zeigt sich
ganz anders: in Betlehem, in der scheinbaren Machtlosigkeit seiner Liebe.“
Übrigens
– allein durch die Naturbeobachtung wären die Sterndeuter aus dem Osten nie und nimmer
bis zum neugeborenen König, den sie suchten, gekommen, so der Papst: Die „Sprache
der Schöpfung gibt uns nicht das endgültige Licht.“ Die Sterndeuter hätten vielmehr
die Heilige Schrift zu Rate ziehen müssen: „Das Wort Gottes ist der wahre Stern, der
uns inmitten der Unsicherheit des menschlichen Redens das Licht der göttlichen Wahrheit
anbietet“, so Benedikt XVI.