Ungarn: „EU sollte Mediengesetz nicht vorschnell verurteilen“
Die EU sollte das umstrittene ungarische Mediengesetz „nicht vorschnell verurteilen“,
sondern zum einen die autorisierte Übersetzungen des 150-Seiten-Textes und zum anderen
dessen Anwendung abwarten: Das sagte der katholische ungarische Theologe Andras Mate-Toth
am Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur kathpress. Mate-Toth bezog
sich auf die momentane europaweite Kritik an dem seit Jahreswechsel geltenden neuen
Gesetzeswerk. Der Ordinarius am Institut für Religionswissenschaft in Szeged weist
darauf hin, dass die im bisher geltenden Gesetz von 1996 formulierten medienrechtlichen
und -ethischen Standards vor allem von den Privatmedien nur wenig beachtet wurden.
Die von Fidesz und Christdemokraten gebildete Regierungskoalition habe hier „Ordnung
schaffen wollen“, so Mate-Toth. Der Theologe räumte ein, dass die Ausgestaltung dieser
Ordnung „heikle“ Fragen aufwerfe und symptomatisch für die noch entwicklungsbedürftigen
postkommunistischen Demokratien Ost- und Mitteleuropas sei. Mate-Toth kritisierte
z.B., dass die Kontrolle der ungarischen Medienlandschaft durch die neu geschaffene
Staatliche Behörde für Medien und Nachrichtenübermittlung erfolge, die allzu große
Nähe zur dominierenden Fidesz-Partei vom Premier Viktor Orban aufweise.