Kardinal Tauran: Attentat ist "Perversion von Religion"
Wut ist ein schlechter
Ratgeber. Daran erinnert nach dem Massaker von Alexandria der päpstliche Verantwortliche
für den interreligiösen Dialog, Kardinal Jean Louis Tauran. In der internationalen
Gemeinschaft, unter den Christen und auch im Vatikan ist das Entsetzen angesichts
der Bluttat groß, räumt der Kardinal ein. Dennoch ruft er dazu auf, einen kühlen Kopf
zu bewahren.
„Schandtat – das ist das Wort, das mir in den Sinn kommt.
Denn wir haben es hier mit einer Perversion der Religion zu tun. Keine Religion kann
ein solches Vorgehen rechtfertigen, ein Attentat auf Männer und Frauen, die im Begriff
sind zu beten. Es gilt nun, denke ich, zwei Dinge zu vermeiden. Erstens die Wut, die
immer ein schlechter Ratgeber ist. Und zweitens die Gleichgültigkeit.“
Die
Lösung, betont Kardinal Tauran, kann auch bei diesem Konflikt nur im Dialog liegen.
Auch wenn diesem Weg immer mehr Skepsis entgegenschlägt.
„Oft hören wir:
Seht, wohin euch euer Dialog gebracht hat. Das sind die Ergebnisse! Es stimmt, wir
stehen vor den Kräften des Bösen. Aber das Böse besiegt man durch das Gute. Das heißt,
dass der Dialog verstärkt werden muss. Das hat auch Papst Benedikt in seiner jüngsten
Botschaft zum Weltfriedenstag bekräftigt, als er Paul VI. zitierte: „Man muß
dem Frieden andere Waffen geben als jene, die zum Vernichten der Menschheit bestimmt
sind. Man braucht vor allem moralische Waffen, die dem internationalen Recht Kraft
und Geltung verschaffen; zuallererst jene zur Einhaltung der Verträge.“ Versuchen
wir also, all die schönen Erklärungen umzusetzen, die wir gemeinsam gemacht
haben.“ (rv 04.01.2011 gs)