Hunderte von Kopten haben in Kairo und Alexandria gegen das – aus ihrer Sicht – Versagen
der Sicherheitsbehörden demonstriert. Dabei kam es auch zu Steinewürfen und Angriffen
auf Polizisten. „Innenminister, wo bist du jetzt, da man unsere Brüder vor deinen
Augen tötet?“, riefen einige. Andere skandierten: „Revolution in Ägypten, in allen
Kirchen Ägyptens!“ Vor großen Kirchen in Kairo und Alexandria platzierten sich Polizisten
und hinderten Autofahrer am Parken vor den Gebäuden. In Alexandria setzte die Polizei
Tränengas gegen Demonstranten ein. Auch in Assiut demonstrierten nach Medienangaben
etwa 2.000 Menschen. Zunächst waren die ägyptischen Behörden von „ausländischen
Elementen“ ausgegangen, die für den Anschlag von Alexandria verantwortlich seien;
mittlerweile konzentrieren sich die Ermittlungen aber auf eine lokale Islamistengruppe
aus der Hafenstadt, die sich an al-Quaida ausrichtet. Islamisten im Irak hatten im
November damit gedroht, auch in Ägypten Christen anzugreifen. Al-Quaida wirft koptischen
Mönchen vor, in Klöstern muslimische Frauen gefangenzuhalten. Der Selbstmordattentäter
soll an Silvester zunächst versucht haben, die Kirche zu betreten; offenbar schreckte
ihn aber der Anblick von Sicherheitsleuten ab. Daraufhin sprengte er sich offenbar
in die Luft, als die Gläubigen nach der Messfeier die Kirche verließen. Sieben Verdächtige
sind in Haft. Der koptische Papst Shenuda hat zu einem raschen Prozess aufgerufen
– sonst wachse unter den Kopten die „Frustration“. (rv 03.01.2011 sk)