Die Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ kommentiert den Auflagenschwund der katholischen
Presse in Deutschland kritisch. Das im November vollzogene Ende des „Rheinischen Merkurs“
als selbständige Zeitung sei eine „Niederlage der katholischen Presse“ und füge sich
in eine umfassendere Krise der katholischen Kirche in Deutschland ein, heisst es in
einem Kommentar in der Donnerstagsausgabe des Blattes. Der „Rheinische Merkur“, der
nun als Beilage „Christ & Welt“ in der Hamburger „Zeit“ weiterlebt, sei eine der einflussreichsten
christlichen Stimmen im Nachkriegsdeutschland gewesen, schreibt das Blatt. Der Kommentator
des „Osservatore“, Angelo Paoluzi, weist darauf hin, dass sich die Zahl der katholischen
Kirchgänger in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren von 6 auf 3,4 Millionen verringert
habe. Dem entspreche in etwa auch der Verfall der Bistumsblätter, deren Auflage von
1,5 Millionen nach der Wiedervereinigung auf nunmehr 750.000 zurückgegangen sei. Den
schärfsten Rückgang habe die Missionspresse mit einem Minus von 91 Prozent zu verzeichnen.
Als Ursache der Krise nennt die Vatikanzeitung neben dem Gebrauch des Internets und
der „moralischen Wegwerfmentalität“ der Konsumgesellschaft den „Säkularismus, der
dazu neigt, das Religiöse zu verdrängen“. Die katholische Kirche in Deutschland brauche
einen „Neubeginn“ und müsse Christen einbeziehen, die dem gesprochenen und geschriebenen
Wort wieder neuen Wert beimässen. Ausführlich würdigt die Vatikanzeitung die Geschichte
des „Rheinischen Merkur“, der auf ein 1814 vom katholischen Publizisten Joseph Görres
begründetes Blatt zurückgeht. Der „Merkur“ sei „moderat, aber nicht reaktionär“ gewesen
und immer „ein demokratisches, freiheitsliebendes Deutschland“ gefördert. Er sei außerdem
in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg immer stark an der Ökumene interessiert
gewesen und habe sich für die deutsche Wiedervereinigung eingesetzt. (kna/osservatore
31.12.2010 sk)