Lombardi: „Ein Jahr des Zuhörens für Benedikt XVI.“
Das Jahr 2010 neigt
sich seinen Ende zu und damit auch ein nicht leichtes Jahr für die Weltkirche und
den Papst: Der Missbrauchsskandal, der Irlands und Deutschlands Kirche erschütterte
– er war wohl einer der schwierigsten Momente des deutschen Papstes. Im Interview
mit Radio Vatikan lässt Vatikansprecher Federico Lombardi das letzte Jahr Revue passieren.
Er erinnert an die „Entschiedenheit“, mit der Papst Benedikt XVI. auf den Missbrauchsskandal
reagierte – in vielfacher Weise, meint Lombardi:
„Der Papst hat einerseits
mit dem Hirtenbrief an Irlands Kirche und Gläubigen ein Zeichen gesetzt; zweitens
hat die Glaubenskongregation im Juli mit der Verschärfung der Normen zum Umgang mit
Missbrauch in der katholischen Kirche reagiert. Der Papst hat aber auch persönlich
in vielfacher Weise gehandelt und ein Beispiel dafür gegeben, wie ein solches Problem
konfrontiert werden sollte. Er hat Bereitschaft zum Zuhören und Verständnis gezeigt,
als er sich mit Missbrauchsopfern bei verschiedenen Gelegenheiten traf und an ihrem
Leid Anteil nahm. Dann hat er die Kirche mehrmals zu tiefer Erneuerung aufgerufen.
Denken wir zum Beispiel an seine Worte zum Abschluss des Priesterjahres, die uns alle
sehr tief berührt haben. Und dann hat er konkret alle ermutigt, die für die Prävention
und Heilung von Missbrauch arbeiten, so hat er zum Beispiel auf seiner Großbritannienreise
solche Menschen getroffen.“
Auch die Episkopate hätten schnell reagiert,
so Lombardi. Hier erwähnt der Vatikansprecher explizit die Deutsche Bischofskonferenz,
die mit der Veröffentlichung der neuen Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch
in der Kirche mit „Entschiedenheit“ reagiert habe. Der Missbrauchsskandal habe deutlich
gemacht, dass es tiefer über Sexualität nachzudenken gelte, so Lombardi:
„Es
geht hier nicht nur um die Heiligkeit des Priestertums, sondern auch ein vertieftes
Nachdenken über Sexualität und Respekt vor der Person in der heutigen Welt. Dieser
Respekt gegenüber jungen und schwächeren Menschen fehlt oftmals. Ich hoffe, dass dieses
Drama für die Kirche ein Impuls zur Erneuerung sein kann und zu einem noch stärkeren
Einsatz für den Schutz der Heiligkeit des Lebens führt – auch in anderen Bereichen.“