Die Freude, die Gott
gibt, ist nicht weltfremd, sie führt nicht weg von der Solidarität mit den Leidenden,
sondern zu ihnen hin. Das schreibt der Papst in einer Botschaft zum 33. Jugendtreffen
von Taizé, das an diesem Dienstag in Rotterdam beginnt. Er wünscht darin den jungen
Christen Fantasie und Mut beim Vorhaben, ihre Gemeinden in „Orte der Herzensgüte und
des Vertrauens“ zu verwandeln. Das dazu nötige Vertrauen in Gott verleihe auch den
Mut, gegen den Strom zu schwimmen, wo es nötig ist, so der Papst. Das ist eine Botschaft,
die die Jugendlichen in die Mitte des Themas beim diesjährigen Jugendtreffen führt,
sagte uns Frère Alois, der Leiter der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé:
„Die
Freude, die uns aus dem Glauben erwächst, aber die uns nicht entfernt von den Leidenssituationen
der Welt, sondern umgekehrt. Christus will uns Mut machen, dass wir uns auf die Leidenssituationen
einladen. Das ist eines der Hauptthemen, das wir auch bei den Treffen an den Nachmittagen
behandeln werden, unter verschiedenen Aspekten. zum Beispiel in Beziehung zu den Ausländern.
Wie leben wir das in den verschiedenen Ländern Europas? Das ist ja eine der wichtigen
Fragen zurzeit überhaupt in Europa."
An den Treffen nehmen jedes Jahr Abertausende
Christen teil - aber nicht nur Christen. Ist das Thema Solidarität zwischen den Religionen
da auch mit besonderem Bedacht gewählt?
„Es ist natürlich ein Treffen, das
Christen zusammenführt, es ist Christus selbst, der uns zusammenführt zu diesem Treffen.
Aber wir wollen es, das ist richtig, auch bewusst offen halten. das ist wichtig in
einer Stadt wie Rotterdam, wo sehr viele Moslems leben. Ein großer Teil der Bevölkerung
Rotterdams sind Moslems, und wir hoffen, dass auch diese Menschen ein herzliches und
freundliches Gesicht von Kirche entdecken durch dieses Treffen."
Das Taizé-Treffen
zwischen den Jahren findet zum 33. Mal statt. Leute, die in vergangenen Jahren dabei
waren, berichten immer von einer ganz eigenen, sehr positiven Atmosphäre - wir würden
Sie sie beschreiben?
„Es ist oft eine Atmosphäre der Herzlichkeit, die auch
die Stadt prägt, sodass auch Leute, die nicht direkt bei den Treffen beteiligt sind,
irgendwie davon berührt werden. Dafür sind wir sehr dankbar, dass Jugendliche die
Erfahrung von Universalität machen können. Universalität der Kirche, und so ein neues
Gesicht von Kirche kennen lernen und selbst mitgestalten können."
Alle
Jugendlichen, die teilnehmen, erhalten einen Brief aus Ihrer Hand, den "Brief aus
Chile". Was steht drin?
„Dieser Brief ist bei einem Treffen entstanden,
das wir noch vor zwei Wochen in Chile hatten, ein lateinamerikanisches Jugendtreffen.
Es geht um drei Themen: Freude, Barmherzigkeit und Verzeihen. Diese drei Werte des
Evangeliums wollte ich in den Vordergrund stellen und die Jugendlichen dazu anregen,
darüber nachzudenken und konkrete Schritte zu finden, wie wir uns zB auch für Freude
entscheiden können in unserem Glauben. Freude ist nicht nur etwas, was von äußeren
Situationen abhängig ist, sondern wir können uns auch im Glauben für einen Weg der
Freude, der Barmherzigkeit und des Verzeihens entscheiden.“
Frère Alois,
worauf freuen Sie sich persönlich am meisten bei der bevorstehenden Begegnung mit
den Jugendlichen?
„Wenn ich sehe, wie Jugendliche wirklich ins das Gebet
mit eintreten, und sehe, dass Jugendliche heute eine persönliche Beziehung zu Gott
suchen, das ist eine der größten Freuden, die ich haben kann - in Taizé selbst, und
auch bei den europäischen Treffen und auch dieser Tage hier in Rotterdam." Mehr
als 30.000 Jugendliche aus ganz Europa werden in der niederländischen Metropole zusammenkommen.
Unterkunft finden sie bei Familien in Rotterdam und Umgebung. Morgens, mittags und
abends wird gemeinsam gebetet, dazwischen bleibt Platz für Austausch und gegenseitiges
Kennenlernen. Silvester wird mit einem „Fest der Völker" gefeiert; um 23 Uhr startet
ein „Nachtgebet für den Weltfrieden". Die ökumenische Mönchsgemeinschaft von Taizé
lädt seit 1979 jedes Jahr zu Silvester zu einem Europäischen Jugendtreffen ein. Erstmals
findet die Veranstaltung in den Niederlanden statt. Kommendes Jahr ist Berlin als
Austragungsort an der Reihe.