2010-12-26 14:36:21

Vatikan: Armenspeisung mit Papst Benedikt


RealAudioMP3 Es ist eine Premiere für den deutschen Papst: Benedikt XVI. hat für diesen Sonntag Arme und Obdachlose zu sich in den Vatikan eingeladen und mit ihnen zu Mittag gegessen. 500 Menschen kamen im festlich geschmückten Vorsaal der vatikanischen Audienzhalle zusammen, um mit dem Papst und einigen seiner Mitarbeiter ein festliches Weihnachtsmahl einzunehmen. Die Hälfte der Gäste waren Betreuungspersonen, die alle den verschiedenen Zweigen der Kongregation von Mutter Teresa angehören: Missionarinnen der Nächstenliebe, aber auch kontemplative Ordensfrauen und Brüder sowie einige Priester und Seminaristen. Grund für die Einladung war der 100. Geburtstag der Ordensgründerin Mutter Teresa, der im August dieses Jahres feierlich begangen wurde.

Weihnachtslieder wurden gesungen, und Applaus brandete auf, als der Papst zu der versammelten Gästeschar hereinkam. Als Tischgebet sprach Benedikt das Vaterunser auf Italienisch. In seiner Ansprache bezeichnete er die Nächstenliebe als „die Kraft, die die Welt verändert“. Gerade Mutter Teresa sei ein „leuchtendes Zeichen der Vaterschaft und der Güte Gottes“, sagte der Papst. „Wer sich fragt, warum Mutter Teresa so berühmt wurde, die Antwort ist einfach: Weil sie demütig und versteckt liebte, aus Liebe zu Gott. Sie selbst sagte, ihre größte Auszeichnung sei es, Gott zu lieben und ihm in den Armen zu dienen. Ihre kleine Gestalt mit den Händen, die zum Gebet gefaltet sind oder einen Kranken streicheln, einen Leprapatienten oder einen Sterbenden oder ein Kind, ist das sichtbare Zeichen einer von Gott verwandelten Existenz.“ Die Selige habe vielen Menschen in verzweifelter Lebenslage die Gewissheit gegeben, „dass Gott niemals und niemanden aufgibt.“

Den Schwestern dankte er ausdrücklich für ihre demütige und selbstlose Anwesenheit fernab von den Augen der Öffentlichkeit. „Dem Menschen, der oft auf der Suche nach einem oberflächlichen Glück ist, sagt euer Lebenszeugnis, wo sich die echte Freude finden lässt: Im Teilen, im Schenken, im Lieben mit derselben Großzügigkeit wie Gott, der die Logik des menschlichen Egoismus bricht.“

Auch die Generaloberin der Kongregation, die Deutsche Mary Prema, war zum Essen mit den Bedürftigen und dem Papst nach Rom gekommen. „Mit unseren Gästen und mit Ihnen hier im Herzen der Kirche zu sein, erfüllt uns das Herz mit großer Freude“, sagte die Oberin in einer kurzen Ansprache. Sie bat den Papst um einen besonderen Segen, damit die Missionarinnen der Nächstenliebe nach dem Vorbild Mutter Teresas „auch heute Licht für alle werden, die noch in der Finsternis leben“.

Die Bedürftigen, die mit dem Papst zu Mittag aßen, kamen aus verschiedenen Teilen der Welt. Bei ihm am Tisch saßen unter anderem eine werdende Mutter aus Indien, ein Mann im Rollstuhl aus Haiti, ein Moslem aus Äthiopien. Das Menü war typisch italienisch, gekocht hatten es Mutter-Teresa-Schwestern in Ausbildung. Als Vorspeise gab es Lasagne alla bolognese, gefolgt von Kalbsragout mit Ofenkartoffeln, zum Nachtisch den italienischen Weihnachtskuchen Pandoro mit Schokoladensoße.

„Liebe Freunde, ihr wisst, dass euch der Papst gern hat!“, gab Benedikt seinen Gästen mit. „Er trägt euch im Herzen, umfängt euch alle in einer väterlichen Umarmung und betet für euch!“

Die Missionarinnen der Nächstenliebe haben in Rom ungefähr zehn Niederlassungen wie Schlafsäle, Kleiderkammern und Mensen. Außerdem gehen die Schwestern in ihrem charakteristischen weißblauen Ordensgewand hinaus in Krankenhäuser oder Gefängnisse und besuchen arme Familien, Alleinstehende und Suchtkranke. Für Eltern, die den Weg einer internationalen Adoption einschlagen möchten, bieten sie im Geist Mutter Teresas spirituelle Vorbereitungskurse an.

An diesem Sonntag – dem ersten nach Weihnachten - feiert die Kirche das Fest der Heiligen Familie. Die Armen sind seine Familie, bringt Benedikt XVI. mit dieser Geste, seinem Mittagessen Seite an Seite mit den Bedürftigen unserer Tage, zum Ausdruck. Normalerweise besucht der Papst zur Weihnachtszeit Obdachlose in Rom wie beispielsweise letztes Jahr jene, die in der katholischen Basisgemeinde Sant´Egidio Betreuung finden. Viel seltener kommt es vor, dass der Papst selbst Gastgeber für solche Menschen ist. Das letzte Mal lud Papst Johannes Paul II. im Jubiläumsjahr 2000 arme Menschen zum Essen in den Vatikan ein.
(rv 26.12.2010 gs)








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