Der ehemalige Erzbischof von Brüssel, Kardinal Godfried Danneels, hat vor dem belgischen
Parlament den Vorwurf einer Vertuschung von Missbrauchsfällen zurückgewiesen. „Es
hat niemals einen Willen gegeben, bewusst sexuellen Missbrauch zu vertuschen oder
zu verleugnen“, sagte der frühere Vorsitzender der Belgischen Bischofskonferenz am
Dienstag vor einer parlamentarischen Untersuchungskommission in Brüssel. Er wolle
ausdrücklich sein „Entsetzen ausdrücken über das, was den Opfern durch Diener der
Kirche angetan worden ist“, so Danneels weiter. Der Kardinal wurde am vergangenen
Dienstag mehr als vier Stunden lang von dem Ausschuss befragt. Gegen ihn waren in
den vergangenen Monaten Anschuldigungen erhoben worden. Danneels musste Fehler im
Umgang mit der Missbrauchsaffäre um den zurückgetretenen Bischof Roger Vangheluwe
einräumen: „Ich hätte Vangheluwe sofort zum Einreichen seines Rücktrittsgesuchs auffordern
müssen, statt zu versuchen, ihn mit seiner Familie zu versöhnen“, sagte Danneels in
einem Interview. Vangheluwe hatte seinen Neffen zwischen 1976 und 1986 missbraucht. Die
Kommission war eingerichtet worden, nachdem im Juni bei einer Kirchenrazzia vertrauliche
Zeugenaussagen von rund 500 Personen durch die Staatsanwaltschaft sichergestellt worden
waren. Sie beziehen sich zumeist auf Missbrauchsfälle aus den 1950er bis 80er Jahren.