2010-12-20 12:09:26

Heiliges Land: Die andere Seite des Friedensprozesses


RealAudioMP3 Der neue Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Kurt Koch, war in diesen Tagen zum Antrittsbesuch in Israel. Dort besuchte er unter anderem die drei in Jerusalem residierenden Patriarchen und überbrachte dem Caritas-Baby-Krankenhaus in Bethlehem die Glückwünsche Papst Benedikt XVI. – in der Einrichtung wurde am Samstag eine neue ambulante Klinik eingeweiht; über 30.000 Kinder insgesamt werden dort heute jährlich behandelt. Die meisten der Kleinkinder werden wegen typischer „Armutskrankheiten“ wie Untergewicht und Lungenentzündungen eingeliefert. Die Menschen im Westjordanland – sie leben in Armut und mit vielen Einschränkungen.


„Wir sind immer in dieser Situation des Leids gewesen. Die Lebensbedingungen der Palästinenser sind schrecklich. Es gibt diese Check-Points, und in Ramallah, Hebron, Jenin, Tulkarem, ja ganz Palästina fehlt es an Freiheit, Gerechtigkeit und Arbeit.“ Aktham Saba Hijazin war jahrelang Pfarrer in Ramallah in der zentralen Westbank. Die Menschen hungern dort nach Gerechtigkeit, sagt er unseren italienischen Kollegen – und zwar für alle: „Die Menschen in Gaza wollen Gerechtigkeit, Freiheit und Würde für alle Menschen hier, Israelis und Palästinenser.“

Der Zusammenhang zwischen der israelischen Besatzung und der Armut der Bevölkerung zeigt sich zum Beispiel an den Zuständen im Dorf At Twani bei Hebron. Laura Ciaghi vom Christian Peacemaker Team: „Die Menschen hier sind Bauern und Hirten und eng mit der Ernte und den Jahreszeiten verbunden. Brot wird hier über dem Feuer gebacken und die Leuten bewegen sich auf Eseln fort. Und das alles passiert im Jahr 2010 – nicht, weil die Leute nicht anders leben wollten, sondern weil es hier eine militärische Besetzung gibt, die das Leben dieser Menschen in den Stillstand versetzt oder sie gar zurückgeworfen hat.“

Lokale Initiativen

Während bei den „Ausgleichsgesprächen“ der US-Vermittler mit israelischen und palästinensischer Seite „die großen Fäden“ gezogen werden, zeigt sich in kleinen, lokalen Initiativen, wie Israelis und Palästinenser versuchen, die Situation im Gazastreifen zu verbessern: „Die israelischen Pazifistengruppen sind klein und es gibt wenige von ihnen; sie tun, was in ihrer Macht steht“, erzählt Paola Canarutto von „Rete Eco – Juden gegen die Besatzung“. Die Organisation betreibt eine Internetplattform und will nach eigenen Angaben den Kontakt zwischen Israelis und Palästinensern fördern. „Es gibt da zum Beispiel das ‘Alternative Informationszentrum’, dort sind Israelis und Palästinenser absolut gleichberechtigt. Andere Gruppen wenden sich gegen den Abriss palästinensischer Häuser und bauen sie wenn möglich wieder auf. Und es gibt Leute, die in den besetzten Gebieten helfen.“Auch in und unmittlelbar um Jerusalem sei die Situation schwierig, so der Koordinator von Pax Christi im Heiligen Land, Don Nandino Capovilla. Die Organisation arbeitet sowohl mit der Israelischen als auch palästinensischen Zivilgesellschaft zusammen: „Wir müssen zugeben, dass sich die Situation von Tag zu Tag verschlechtert, auch in Jerusalem. Der Alltag wird immer schwieriger. Im Kinderheim von Bethanien bei Jerusalem konnte dieses Jahr für die Kinder die Schule nicht beginnen. Und warum? Weil mitten in der Schule eine Mauer errichtet wurde!“


Hilfe zum Bleiben-Können

Auf der Nahostsynode im Vatikan im Oktober baten Bischöfe und Geistliche um Hilfe für die Region: „Vergesst uns nicht“, so ihr Appell an Papst Benedikt und die Vertreter der Weltkirche. Der Vatikan sieht vor allem den Exodus der Christen aus dem Heiligen land mit Sorge, sind sie doch im Friedensprozess eine wichtige Kraft. Die Zukunft des Heiligen Landes liege in starken Bindungen zwischen israelischer und palästinensischer Seite, so Capovilla: „Wir setzen Hoffnung in die Zusammenarbeit, in Verbindungen, die beide Seiten stärken.“

Unterdessen hat Israel Reise-Erleichterungen für palästinensische Christen in den besetzten Gebieten angekündigt. Die als „Gesten guten Willens“ bezeichneten Maßnahmen gelten laut israelischem Militär bis zum 20. Januar. Demnach sollen Christen aus Judäa und Samaria ohne Altersbeschränkung während der Dauer des Weihnachtsfestes die Einreise nach Israel und die Übernachtung gestattet sein. Auch Reiseerlaubnisse für Judäa, Samaria und einzelne arabische Gebiete sollen erteilt werden.

(rv/kipa 17.12.2010 pr)







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