Österreich: „Größte Kirchenaustrittswelle seit Nazizeit“
Die diesjährige Missbrauchskrise wird sich nach den Worten von Kardinal Christoph
Schönborn in einem schmerzlichen Verlust an Kirchenmitgliedern niederschlagen. „Wir
hatten seit der Nazizeit nicht mehr so eine Austrittswelle. Ich rechne im Jahr 2010
mit bis zu 80.000 Kirchenaustritten.“ Das sagte der Wiener Erzbischof und Vorsitzende
der Österreichischen Bischofskonferenz am Samstag in der „Tiroler Tageszeitung“. Die
einzelnen Diözesen seien zu Sparprogrammen gezwungen. Er sei aber „deshalb kein Pessimist“,
trotz Krise und Kirchenaustritten hege er für die Kirche Hoffnung. Schönborn erinnerte
an das Wort Jesu: „Die Wahrheit wird Euch frei machen.“ Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle
sei von diesem Grundsatz getragen. „Es lebt sich mit der Wahrheit viel besser.“ Schönborn
wörtlich: „Für mich war dies der einzige Weg, den Opfern gerecht zu werden. Denn ein
Vertuschen hätte den Opfern noch einmal das Gefühl gegeben, Opfer zu sein.“ Das Vertuschen
sei allerdings „kein Privileg der Kirche“. 2010 sei jedenfalls ein wichtiger Lernprozess
gewesen, so der Kardinal.