Das Oberste Gericht hat die Veröffentlichung eines bislang vertraulichen Kapitels
des so genannten Murphy-Berichts erlaubt. Damit liegt der Bericht, der sich mit Missbrauchsfällen
an kirchlichen Schulen und Einrichtungen beschäftigt, mit der Ausnahme eines anderen
Kapitels vollständig öffentlich vor. Die unabhängige Murphy-Kommission hatte zahlreiche
Missbrauchsfälle im Erzbistum Dublin in den Jahren 1975 bis 2004 ans Licht gebracht.
Kapitel 19 des Berichts konnte erst an diesem Freitag veröffentlicht werden, weil
der Prozess gegen den darin beschuldigten Priester Tony Walsh erst Anfang Dezember
endete. Walsh wurde wegen Kindesmissbrauchs in den siebziger und achtziger Jahren
zu sechzehn Jahren Haft verurteilt. Der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin schreibt
in einem Statement zum jetzt bekanntgewordenen Murphy-Kapitel: „Kindesmissbrauch war
und ist ein Verbrechen, sowohl im bürgerlichen als auch im Kirchenrecht. Es war und
ist eine schwerwiegende Sünde... Das Erzbistum Dublin hat im Fall Walsh versagt. Ich
erneuere meine Entschuldigung ohne jede Reserve – für die begangenen Taten und für
die Art und Weise, wie die Kirche mit diesen Angelegenheiten umgegangen ist.“ Es sei
eine „Tatsache, dass Walsh als Pfarrer zugelassen wurde, obwohl seine pädophile Neigung
seinen Vorgesetzten schon lange bekannt war“. In mancher Hinsicht, so der Erzbischof
weiter, sei die irische Kirche in den letzten Jahrzehnten „in eine Rolle hineingewachsen,
die über das Legitime hinausging“: „Sie handelte als Welt für sich. Sie war oft selbstzentriert
und arrogant.“ Der erste Schritt zu einer Erneuerung der irischen Kirche sei „anzuerkennen,
was falsch lief, ohne Wenn und Aber“.