2010-12-18 13:01:51

Irland: Neues Kapitel


Das Oberste Gericht hat die Veröffentlichung eines bislang vertraulichen Kapitels des so genannten Murphy-Berichts erlaubt. Damit liegt der Bericht, der sich mit Missbrauchsfällen an kirchlichen Schulen und Einrichtungen beschäftigt, mit der Ausnahme eines anderen Kapitels vollständig öffentlich vor. Die unabhängige Murphy-Kommission hatte zahlreiche Missbrauchsfälle im Erzbistum Dublin in den Jahren 1975 bis 2004 ans Licht gebracht. Kapitel 19 des Berichts konnte erst an diesem Freitag veröffentlicht werden, weil der Prozess gegen den darin beschuldigten Priester Tony Walsh erst Anfang Dezember endete. Walsh wurde wegen Kindesmissbrauchs in den siebziger und achtziger Jahren zu sechzehn Jahren Haft verurteilt. Der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin schreibt in einem Statement zum jetzt bekanntgewordenen Murphy-Kapitel: „Kindesmissbrauch war und ist ein Verbrechen, sowohl im bürgerlichen als auch im Kirchenrecht. Es war und ist eine schwerwiegende Sünde... Das Erzbistum Dublin hat im Fall Walsh versagt. Ich erneuere meine Entschuldigung ohne jede Reserve – für die begangenen Taten und für die Art und Weise, wie die Kirche mit diesen Angelegenheiten umgegangen ist.“ Es sei eine „Tatsache, dass Walsh als Pfarrer zugelassen wurde, obwohl seine pädophile Neigung seinen Vorgesetzten schon lange bekannt war“. In mancher Hinsicht, so der Erzbischof weiter, sei die irische Kirche in den letzten Jahrzehnten „in eine Rolle hineingewachsen, die über das Legitime hinausging“: „Sie handelte als Welt für sich. Sie war oft selbstzentriert und arrogant.“ Der erste Schritt zu einer Erneuerung der irischen Kirche sei „anzuerkennen, was falsch lief, ohne Wenn und Aber“.

(rv 18.12.2010 sk)







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