2010-12-11 15:16:41

Unser Buchtipp: Unheiliger Krieg im Heiligen Land


RealAudioMP3 Krieg und Krisen gehören fast schon zum Tagesgeschäft eines Korrespondenten in Jerusalem. Jörg Bremer war 18 Jahren lang an vorderster Front im Heiligen Land. Er führte für die FAZ Gespräche mit Protagonisten wie Rabin, Scharon oder Netanjahu. Nun hat Bremer ein Buch über seine Erfahrung und Perspektiven geschrieben. Pater Bernd Hagenkord hat den deutschen Journalisten Bremer gefragt, welchen Eindruck über das Heilige Land ihn am meisten verfolgt.

„Ich glaube, am meisten verfolgt mich der Eindruck der Hoffnungslosigkeit oder der Eindruck, dass man immer wieder Hoffnung schöpfte, die danach enttäuscht wurde. Wir können uns noch gut daran erinnern, an die Unterzeichnung des Oslo-Vertrages beim Weißen Haus. Wir waren damals in einem wunderschönen Hotel in Jerusalem und haben das gefeiert. Das war ein wundervolles Ereignis. Da kamen viele Israelis von Westjerusalem ins arabische Jerusalem hinüber. Wir feierten ausgelassen und fröhlich. Doch danach gab es ein Rückschlag nach dem anderen. …“

Wenn ich an Israel denke, so kommen mir Stichwörter wie Road Map in den Sinn. Wir werden mit „Prozessworten“ bombardiert. Steckt etwas dahinter?

„Wir haben eigentlich immer vom Friedensprozess gesprochen. Wie oft rief mich dann die Redaktion an und fragte mich, ob diese Schritte überhaupt nützlich seien. Ich bin zum Schluss gekommen, dass wenn man den Begriff Frieden zu oft verwendet, dann missbraucht man ihn. Deswegen sprach ich nur noch vom Ausgleichprozess und keineswegs vom Frieden. Sehr oft sind mir Begriffe wie Road Map in den Finger hängen geblieben. Da werden gestanzte Begriffe genutzt, die die Wirklichkeit nicht mehr treffen können.“

18 Jahre lang waren Sie Korrespondent der FAZ in Jerusalem. Danach schreiben Sie ein Buch. Man könnte doch denken, dass Sie alles, was man zu sagen hatte, bereits in den 18 Jahren für die Zeitung geschrieben haben. Doch Ihr Buch ist etwas Persönliches. Warum schreibt man im Nachhinein ein solches Buch?

„Es gibt zwei Gründe: Meine Familie war bereits nach Rom umgezogen und ich hatte plötzlich wesentlich mehr Zeit. Ich hatte das Gefühl, es ist eine Zeit des Abschieds gekommen. Und das tut man, indem man den Rucksack packt und Rechenschaft ablegt. Der zweite Grund ist tiefgründiger. Diese 18 Jahre haben so tiefe Rillen in meinem Gemüt geritzt, dass ich mir selber in irgendeiner Weise auch darüber klar werden kann, wie gesund komme ich eigentlich aus diesem Land heraus oder wie hat mich diese Trostlosigkeit und Traurigkeit überhaupt geprägt. Und deswegen habe ich in dem Buch vor allem die Bereiche angesprochen, die eben nicht das beinhalten, was in der Zeitung normalerweise drinsteht, wo man nüchtern und sachlich berichterstattet. Also alles das, was tiefer geht und weit über einem FAZ-Artikel hinausgeht, habe ich versucht, auch in meinem Buch zusammenzutragen.“

Zum Mitschreiben:
Jörg Bremer: Unheiliger Krieg im Heiligen Land. Meine Jahre in Jerusalem. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2010.

Hören Sie hier das gesamte Gespräch mit Jörg Bremer
(Klicken Sie auf das Lautsprecher-Symbol oben links)







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