2010-12-11 13:19:11

Europa: Intoleranz gegen Christen steigt


RealAudioMP3 In Europa wächst die Intoleranz gegen Christen: Das geht aus einem Bericht hervor, der jetzt in Wien vorgestellt wurde. Erstellt hat den 40-seitigen Text das „Dokumentationsarchiv der Intoleranz gegen Christen“, eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Wien, die Fälle der Diskriminierung von Christen in Europa sammelt und europäische Organisationen für das Problem sensibilisieren will. Denn das Phänomen der Diskriminierung von Christen in Europa ist relativ jung, sagte Gudrun Kugler, die Leiterin des Dokumentationsarchivs, bei der Vorstellung des ersten Fünfjahresberichtes bei einer OSZE-Konferenz in Wien.

„Der erste Bericht des Dokumentationsarchivs von Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen, der jetzt erschienen ist, beschäftigt sich mit einem neuen Phänomen: nämlich den vielen Fällen, in denen Christen in Europa direkt oder indirekt diskriminiert werden und in denen es zu einer sozialen Intoleranz kommt, die oft gar nicht richtig wahrgenommen wird. Wir haben in unserem Bericht drei Kategorien vorgesehen; die erste heißt „Diskriminierung“. Dort werden Christen Rechte verweigert, die allen Menschen gleichermaßen zustehen. Oft gibt es Gesetze in Ländern, die nicht gegen Christen gerichtet sind, aber indirekt für Christen Schwierigkeiten darstellen.“
Da gehe es vor allem um Gewissens- und um Redefreiheit. Kugler nennt als Beispiel „Gesetze, die bestimmte Äußerungen in der Öffentlichkeit mit Strafen belegen“. Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang sei die „institutionelle Religionsfreiheit“:
„Dass ein christliches Krankenhaus sich eben auch auf die Religionsfreiheit berufen darf, wenn es bestimmte Dinge nicht anbieten möchte. Aber auch, wenn eine christliche Gemeinde jemanden anstellen oder nicht anstellen möchte, der ihrer eigenen Identität entsprechen soll. Hier ist es also ein Problem, wenn Anti-Diskriminierungs-Gesetzgebung oder Gleichbehandlungs-Gesetzgebung in manchen Ländern christlichen Gemeinden dieses Recht abspricht. Wir haben ein großes Problem in Bezug auf Bildung und Elternrechte: dass in vielen Ländern Eltern nicht die Möglichkeit haben, darauf Einfluss zu nehmen, was ihre Kinder lernen, wenn es ihren moralischen Prinzipien widerspricht.“
Die zweite große Kategorie im neuen Bericht heißt: „Intoleranz“. Das meine ein „soziales Phänomen, wo Christen an den Rand gedrängt werden“, wo „christliche Positionen und der Ausdruck des Christentums marginalisiert werden“.
„Das ist der Fall, wenn in den Medien immer wieder negative Stereotypen vorkommen und Vorurteile in Stein gemeißelt werden – durch die Art der Berichterstattung, aber auch in den Unterhaltungssendungen und in der Literatur kommt das vor. Wir sehen eine Marginalisierung von Christen in diesen Beispielen der Kunst, wo wir feststellen, dass es dem Künstler eigentlich um die Beileidigung der Christen geht. Dort, wo es nicht mehr nur um den Ausdruck der Kunst geht, sondern wo man sieht, dass hier eindeutig der Respekt fehlt.“
Man sehe in diesem Zusammenhang auch eine „Marginalisierung von Christen, wenn es um religiöse Symbole geht“: Das beginne mit dem Weglassen des Wortes Weihnachten und der Entfernung der religiösen Symbole aus der Öffentlichkeit und setze sich fort mit der Marginalisierung von christlichen Ideen „oder auch von Persönlichkeiten, die diese Ideen in der Öffentlichkeit vertreten“. Bekanntestes Beispiel dafür sei der italienische Politiker Rocco Buttiglione, dessen Bewerbung als EU-Kommissar abgelehnt wurde, „weil er seine christlichen Werte dort eingebracht hat“.
„Und dann gibt es noch eine dritte Kategorie – das sind die sogenannten „hate crimes“, also religiös bzw. antireligiös motivierte kriminelle Handlungen. Da sehen wir in vielen Ländern eine starke Zunahme von Vandalismus und entweihenden Handlungen gegen christliche Kirchengebäude. Wir haben auch viel Material zusammengetragen über solche Verbrechen gegen einzelne Christen; in vielen Ländern kommt es zu physischer Gewalt gegen Christen bis hin zum Zusammenschlagen auf der Straße.“
Fünf Jahre lang habe das Dokumentationszentrum in ganz Europa Berichte eingeholt und recherchiert; das Ziel sei es, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass es „hier ein neues Problem gibt“, so Kugler. Die großen internationalen Organisationen, die sich mit dem Thema Menschenrechte beschäftigen, sollen - so wünscht sie sich – auf dieses neue Phänomen aufmerksam werden. Vielen Menschen in Europa fehle noch jedes Problembewußtsein, sie dächten: „Was kann den Christen in Europa denn schon geschehen? Die sind hier doch eine Mehrheit!“ Doch Kugler betont: Auch eine Mehrheit „kann intolerant behandelt und rechtlich diskriminiert werden“ – zumal wenn sie, wie das mit der christlichen Mehrheit der Fall ist, gerade im Schwinden begriffen ist.
„Wenn wir beginnen, das Problem zu sehen, dann können wir auch beginnen, gemeinsame Antworten zu finden. Das ist mein Wunsch an die Verantwortlichen, an die Politiker, an die Journalisten, an die internationale Gemeinschaft – dass wir beginnen, auch das Problem zu sehen, das die Christen in der heutigen, aufgeklärten westlichen Gesellschaft haben. Und dass wir gemeinsam beginnen, wenn wir Gesetze machen, diesen Aspekt mit zu bedenken. Jeder sollte sich mal selbst überprüfen, ob er etwa Vorurteile gegen Christen hat und ob diese wirklich gerechtfertigt sind.“
Für den neuen OSZE-Bericht interessiert sich auch schon der Vatikan: Papstsprecher Federico Lombardi spricht von ihm in seinem neuesten Editorial für Radio Vatikan. „Man redet vor allem von der Gewalt und Diskriminierung von Christen in einigen Ländern des Nahen Ostens, und das durchaus zu Recht. Aber auch in anderen geographischen und kulturellen Situationen wachsen die Schwierigkeiten für Christen. Darum hat Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertono vor ein paar Tagen auf dem OSZE-Gipfel in Astana die internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, Diskriminierung von Christen mit der gleichen Entschlossenheit zu bekämpfen, mit der sie gegen den Hass auf andere religiöse Gemeinschaften vorgeht!“ 
Die Bedeutung des neuen Berichts liege darin, dass da erstmals detailliert alle registrierten Fälle von Intoleranz gegen Christen in Europa aufgelistet würden. „Das ist eine Basis, um die Dimensionen und die Natur dieses Phänomens zu beurteilen. Angesprochen sind alle, die für den Schutz der Toleranz, der Meinungs- und der Religionsfreiheit eintreten.“

(rv 11.12.2010 sk)







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