Begleitet von scharfen
Protesten aus Peking ist dem chinesischen Schriftsteller Liu Xiaobo an diesem Freitag
der Friedensnobelpreis verliehen worden. Er konnte die Ehrung nicht persönlich entgegennehmen,
da er in China inhaftiert ist. Auch die Katholiken in China haben in diesen Wochen
in ihrer Heimat wenig Grund zur Freude. Sie selbst ans Telefon zu holen, kann Radio
Vatikan um dieser Gläubigen selbst willen nicht riskieren. Deshalb sprachen wir mit
dem deutschen Missions- und Chinafachmann Georg Evers. Er sieht die derzeit laufende
große Konferenz der regimetreuen „Patriotischen Vereinigung der Kirche in China“ als
ganz klaren Affront gegen den Heiligen Stuhl. An diesem Treffen hätten nicht nur Vertreter
der „Patriotischen Vereinigung“ teilgenommen, sondern gezwungenermaßen auch Vertreter
der katholischen Bischofskonferenz.
„Bei der ganzen Veranstaltungen ging
es um die Besetzung von zwei Schlüsselpositionen, die beide vor mehr zwei Jahren freiwurden,
durch den Tod des Präsidenten der Patriotischen Vereinigung und durch den Tod des
Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Die Konferenz war eine Art angekündigter Zusammenstoß.
Sie wurde mehrfach verschoben, und hinter der Szene ist viel verhandelt worden. Von
Rom kamen Signale an die - sehr große Zahl der - mittlerweile vom Papst anerkannten
Bischöfe, an der Konferenz jetzt nicht teilzunehmen.“
Auch der frühere
Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, habe eindeutig von der Teilnahme am Pekinger
Treffen abgeraten. Die chinesischen Religionsbehörden hätten gekontert, indem sie
einige Bischöfe regelrecht „gekidnappt“ und zur Teilnahme an der Konferenz gezwungen
hätten.
„Also ist die Lage so, dass die Konferenz schon unter einem großen
Druck der Religionsbehörden und auch der Kommunistischen Partei gestanden hat.“
In
den letzten Wochen habe sich das Pekinger Regime offensichtlich von einer seit ca.
zwei Jahren eingespielten Praxis der Bischofsweihen abgewandt, mit der eigentlich
auch Rom ganz gut habe leben können. Peking habe sich offenbar verhärtet, und die
Weihe eines vom Papst nicht anerkannten Geistlichen zum Bischof im ostchinesischen
Chengde sei ein trauriger Wendepunkt.
„Zum Glück, kann man vielleicht sagen,
ist die Erwartung, die damit verbunden war, dass man ihn zum neuen Präsidenten der
Patriotischen Vereinigung machen würde, nicht eingetreten; aber er hat immerhin den
Posten des Generalsekretärs der Bischofskonferenz bekommen. Zum Vorsitzenden wurde
jetzt der letzte Bischof gewählt, der vor vier Jahren illegitimer Weise geweiht wurde
und vom Papst nicht anerkannt ist. Also, das ist ein ganz klarer Affront gegenüber
dem Bestreben des Papstes, Versöhnung herzustellen.“ (rv 10.12.2010 sk)