Indonesien: Islamischer Fundamentalismus wird stärker
In Indonesien befürchten
die Sicherheitsbehörden, dass es zu Weihnachten wieder verstärkt zu Anschlägen gegen
christliche Kirchen kommen könnte. Nach zwei Attentaten auf Gotteshäuser in Zentraljava
– und zwar auf eine katholische und eine protestantische Kirche in der Stadt Solo
– hat die Polizei Ermittlungen aufgenommen. Lange Zeit galt Indonesien – der von seiner
Bevölkerungszahl her größte islamische Staat der Welt – als Paradebeispiel der religiösen
Toleranz. Mittlerweile aber gibt es immer mehr registrierte Fälle von schwerwiegender
Gewalt gegen Christen, vor allem im Umfeld der Hauptstadt Jakarta. Der Grund ist aus
Sicht des deutschen Missionars Paul Klein ganz einfach: ein Erstarken des Fundamentalismus
auch in Indonesien. „Der Islam ist total dominant, genießt auch von Seiten der
Regierung unheimlich viele Privilegien, die Regierung ist ja ohnehin fast ausschließlich
muslimisch. Und irgendwie ist in der muslimischen Bevölkerung ganz allgemein Missmut
da.“ Und zwar gegen die – innerhalb der Christen mehrheitlichen – Protestanten
wie gegen die Katholiken. Dabei war es früher mal, wie der Salesianerpater Klein im
Gespräch mit dem Hilfswerk „Kirche in Not“ betont, geradezu guter Ton, dass Leute
aus den gebildeten Schichten ihre Kinder auf eine katholische Schule schicken. „Ich
habe noch gerade hier mit einem Akademiker geredet – der sagte mir das Vaterunser
auf. Das war ein Moslem, der eine katholische Schule besucht hat!“ Heute allerdings,
so der Salesianerpater, ist Indonesien offenbar nicht mehr auf katholische Schulen
angewiesen: „Im Gegenteil – überall sind sehr gute Schulen eingerichtet, und
die indonesische Regierung läßt sich im Erziehungs- und Bildungswesen weitgehend subventionieren
von den arabischen Staaten. Vor allem bekannt ist da der Einsatz von Libyen.“ Nicht
zuletzt dieser Einfluss verstärke noch das Anwachsen fundamentalistischer Gruppen
im Land, so Klein. Eine extremistische islamische Organisation habe mittlerweile Rückhalt
in weiten Teilen der Sicherheitskräfte und der Politik, und auch die zwei großen islamischen
Dachverbände Indonesiens seien von ihr infiltriert. Die Christen im Land machten sich
also zu Recht Gedanken darüber, ob an Weihnachten ihre Sicherheit gefährdet sein könnte. (rv/kirche
in not 09.12.2010 sk)
Im Audio-Angebot hören Sie einen Beitrag über Indonesien,
der auf Material des Hilfswerks Kirche in Not fusst.