2010-12-08 16:40:29

Die Ansprache des Papstes vor der Mariensäule


In einer Arbeitsübersetzung dokumentieren wir hier die Ansprache von Papst Benedikt XVI. vor der Mariensäule auf der Piazza di Spagna am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. 
Liebe Brüder und Schwestern,
auch in diesem Jahr versammeln wir uns wieder hier, auf der Piazza di Spagna, um an ihrem Hochfest die ohne Erbsünde empfangene Jungfrau Maria zu verehren. Euch alle, die ihr hier zahlreich versammelt seid oder die ihr über Radio oder Fernsehen teilnehmt, grüße ich sehr herzlich.
Wir sind um dieses historische Monument versammelt, dass heute von Blumen umgeben ist, Zeichen der Liebe und der Verehrung der Römer für die Mutter Jesu. Es ist das schönste Geschenk und das ihr willkommenste, wenn wir im Gebet das, was wir auf dem Herzen haben, zu ihr bringen und ihrer Fürsprache anvertrauen. Es sind Rufe des Dankes und der Bitte: Dank für das Geschenk des Glaubens und für all das, was wir jeden Tag von Gott empfangen; und Bitte für die vielen Dinge, die wir täglich brauchen, für die Familie, die Gesundheit, die Arbeit, für alle Schwierigkeiten, denen wir im Leben begegnen.
Aber wenn wir hierher kommen, besonders anlässlich dieses 8. Dezembers, sind die Dinge, die wir von Maria erhalten, viel wichtiger als das, was wir anbieten. Sie richtet an uns eine Botschaft, und zwar an jeden Einzelnen, an die Stadt Rom und die ganze Welt. Auch ich, der ich der Bischof dieser Stadt bin, komme, um zu hören - nicht nur für mich, sondern für alle.
Was sagt uns Maria? Sie spricht das Wort Gottes, dass in ihrem Schoß Mensch geworden ist. Ihre „Botschaft“ ist keine andere als Jesus selbst. Und dank seiner ist sie die Unbefleckte.
Wie der Sohn Gottes Mensch wurde für uns, so ist auch sie, die Mutter, vor der Sünde bewahrt worden: für alle, in Vorwegnahme der Erlösung Gottes für jeden Menschen. Wie Maria uns sagt, sind wir alle gerufen, uns dem Heiligen Geist zu öffnen, um am Ziel unseres Lebens von Sünde bewahrt werden zu können, voll und ganz befreit vom Bösen. Was sie in ihrer Heiligkeit sagt, mit einem Blick voller Hoffnung und Erbarmen, das bringt Worte wie diese hervor: „Fürchte dich nicht, Kind, Gott will dir nur Gutes; er liebt dich; er hat an dich gedacht, noch bevor du zur Welt kamst, und er hat dich ins Dasein gerufen und erfüllt mit Liebe und Leben; und deswegen ist er zu uns gekommen, er ist wie du geworden, er ist Jesus geworden, ganz Gott und ganz Mensch, in allem dir gleich, außer der Sünde; er hat sich für dich hingegeben, bis zum Tod am Kreuz; und so hat er dir neues Leben gegeben, frei, heilig und unbefleckt.“
Das ist die Botschaft, die uns Maria bringt, und wenn ich hierher komme, an diesem Festtag, dann bin ich ergriffen, denn ich sehe sie an die ganze Stadt gerichtet, an alle Frauen und Männer, die in Rom leben: auch an die, an die wir nicht denken; an die, die nicht wissen, dass wir das Fest der Unbefleckten feiern; an die, die sich allein und verlassen fühlen. Der Blick Marias und der Blick Gottes ruht auf uns allen!
Sie blickt mit der Liebe des Vaters auf uns und segnet uns. Sie ist wie unsere Anwältin, unsere Fürsprecherin – und so sprechen wir sie auch im „Salve, Regina“ an: „Advocata nostra“. Auch wenn alle schlecht über uns sprächen, sie, die Mutter, würde gute Dinge sagen, denn ihr unbeflecktes Herz ist im Einklang mit dem Erbarmen Gottes.
So sieht sie die Stadt: nicht als anonyme Ansammlung, sondern als ein Gemeinwesen, in dem Gott jeden einzelnen mit Namen kennt, den einen wie den anderen, und uns ruft, in seinem Licht zu glänzen. Die, die in den Augen der Welt die Ersten sind, sind für Gott die Letzten; und die, die klein sind, sind vor Gott groß. Die Mutter betrachtet uns, wie Gott sie angeschaut hat, die arme Magd von Nazareth, unbedeutsam in den Augen der Welt, aber Erwählte und Schatz Gottes. Sie sieht in jedem von uns die Ähnlichkeit mit ihrem Sohn Jesus, auch wenn wir so unterschiedlich sind! Aber wer kennt besser als sie die Kraft der göttlichen Gnade? Wer weiß besser als sie, dass für Gott nichts unmöglich ist, für ihn, der sogar aus dem Schlechten das Gute ziehen kann?
Liebe Brüder und Schwestern, das ist die Botschaft, die wir hier zu Füßen der Unbefleckten Jungfrau Maria hören. Es ist eine Botschaft des Vertrauens in jeden Menschen in dieser Stadt und in der ganzen Welt. Eine Botschaft der Hoffnung, nicht aus Worten, sondern aus ihrer eigenen Geschichte gemacht: Eine Frau aus der gleichen Abstammung wie wir hat den Sohn Gottes das Licht der Welt erblicken lassen und hat ihr ganzes Leben mit uns geteilt! Und sie sagt uns heute: Das ist auch deine Bestimmung, eure, die Bestimmung aller: heilig zu sein wie unser Vater, unbefleckt zu sein wie unser Bruder Jesus Christus, geliebte Kinder zu sein, aufgenommen, um eine große Familie zu sein, ohne die Begrenzungen von Nationalitäten, Hautfarben, Sprachen, denn nur einer ist Gott, Vater eines jeden Menschen.
Danke, unbefleckte Mutter, dass du immer bei uns bist! Wache immer über unsere Stadt: Tröste die Kranken, ermutige die Jungen, unterstütze die Familien. Schenke die Kraft, das Böse in jeder Form abzulehnen und das Gute zu wählen, auch wenn der Preis ist, gegen die Strömung zu schwimmen. Schenke uns die Freude, uns von Gott geliebt zu wissen, gesegnet von ihm, erwählt, seine Kinder zu sein.
Unbefleckte Jungfrau, unsere liebste Mutter, bitte für uns!

(rv 08.12.2010 ord)







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