Westliche Hilfe für
christliche Flüchtlinge aus dem Irak sollte über die Kirchen geleistet werden und
nicht über Regierungen, damit das Geld die Bedürftigen erreicht. Dafür hat sich der
Nahostreferent der Göttinger Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte
Völker“, Kamal Sido, ausgesprochen. Einige zehntausend irakische Christen seien vor
der Verfolgung durch radikale Muslime nach Syrien und Jordanien geflohen, wo Korruption
die Weiterleitung der Finanzhilfen westlicher Regierungen erschwere, wird Sido von
der evangelischen Nachrichtenagentur idea zitiert. Nach den neuen Attacken auf Christen
in Bagdad von diesem Montag versucht die Polizei vor Ort, die Gläubigen zu schützen.
Doch das ist nicht genug, meint der chaldäische Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako,
im Gespräch mit Radio Vatikan.
„Ich glaube nicht, dass das zur Sicherheit
reicht. Denn oftmals weiß man ja gar nicht, wann ein Attentat stattfindet, und kann
das nicht kontrollieren. Es gibt Verwirrung, Chaos, die Menschen haben das Vertrauen
verloren. Wir Christen sind eine Zielscheibe in Bagdad und in Mossul, und in diesen
Städten gibt es keine Sicherheit.“
Allein aus der Hauptstadt Bagdad sind
seit 2003 über 300.000 Christen geflüchtet, viele davon auch in die nördlichen Regionen
des Landes mit einem hohen christlichen Bevölkerungsanteil. Dort fordern Sprecher
der christlichen Assyrer und Chaldäer eine autonom verwaltete Region für ihr Volk,
die in der Ninive-Ebene im Osten der Provinz Mossul liegen soll. Bei vielen Beobachtern
stößt dieses Projekt allerdings auf Skepsis. Am 14. und 15. Dezember wird eine Delegation
irakischer Bischöfe vor dem Europaparlament zur schwierigen Situation der Christen
in dem Land vorsprechen. Zum brutalen Mord an einem christlichen Ehepaar in Bagdad
Anfang dieser Woche sagte Sako:
„Dieses Ereignis macht wirklich Angst,
es gibt daran nichts Menschliches noch Religiöses. Wir sin in der Minderheit, und
wenn ein Christ ausgeraubt und umgebracht wird, hat die ganze Glaubensgemeinschaft
Angst. Wir wissen nicht, wohin dieses Land steuert.“ Als Zeichen der Hoffnung
haben die Christen im Irak Papst Benedikts Solidaritätsbekundung vom Sonntag aufgenommen,
so Sako.
„Wir schätzen sehr die Worte des Papstes und seine Solidarität.
Er ist wirklich ein Vater, der die Schmerzen seiner Kinder spürt. Die Situation im
Irak ist für Christen und Moslems dramatisch.“