2010-12-06 13:32:03

Schweden: Alternativer Nobelpreis für Kräutler


RealAudioMP3 Es ist ein außergewöhnliches Jahr für den mittlerweile 71-Jährigen „Amazonas-Bischof“, und die Krönung findet an diesem Montag in Stockholm statt: Bischof Erwin Kräutler erhält den Alternativen Nobelpreis 2010. Dass er diese Auszeichnung verdient, beweisen die vielen Projekte, die er in diesem Jahr durchgeführt hat. Unermüdlich hat er sich 2010 gegen die Errichtung des Megastaudamms Belo Monte gestemmt, hat öffentlich Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva angegriffen und als Präsident des Indio-Missionsrates CIMI den Protest persönlich angeführt.

Hier ein Porträt des Preisträgers von Mario Galgano:

Bischof Kräutler erhalte den Preis für „sein unermüdliches Engagement, den Urwald des Amazonas vor der Zerstörung zu bewahren“, so die im September verkündete Begründung der „Right Livelihood Award Foundation“. Seit Jahrzehnten steht Kräutler im Brennpunkt der Landkonflikte in der Amazonasregion, denunziert Gewalt gegen die Ärmsten und Schwächsten, verteidigt deren in der Verfassung garantierten Rechte - und wurde dabei selbst zur Zielscheibe von Gewaltandrohungen, bis hin zu Morddrohungen. So wie seine enge Vertraute, die US-Orddensfrau Dorothy Stang 2005 von Großgrundbesitzern ermordet wurde, ist auch Kräutler selbst ins Fadenkreuz der Mächtigen geraten. Seit Jahren steht er deshalb unter Polizeischutz. Der aus Voralberg stammende Bischof ist in Brasilien vor allem über eines enttäuscht:

„Was nicht funktioniert, ist die Justiz. Es gibt keine Verfassung auf der Welt, in der die Indios so geschützt sind wie in der brasilianischen Verfassung. Nur wird dieser Schutz nicht wahrgenommen!“

Insbesondere das Megastaudammprojekt von Präsident Lula da Silva sei ein Beweis, mit welchen Vorurteilen die Indios kämpfen müssen. Gut ein Drittel der Stadt Altamira, Bischofssitz der Diözese Xingu, werde der Belo Monte Staudamm überfluten, so der Bischof und Umweltschützer. Und noch weitere 500 Quadratkilometer Urwald, darunter staatlich garantiertes Indioland. Mehrmals hatte sich Kräutler persönlich mit Lula getroffen, hatte die Anliegen der betroffenen indigenen Bevölkerung vorgetragen und das in der Verfassung verankerte Mitspracherecht der Anwohner eingeklagt. Bisher vergebens.

„Und immer wieder heißt es, es gäbe ja sowieso nur so wenig Indios und so viel Land. Man macht Vergleiche wie die, dass sie Land so groß wie die Schweiz oder Belgien haben. Man möchte den Eindruck erwecken, dass sie so viel Land haben. Doch man spricht nicht darüber, dass es Großgrundbesitzer gibt, die über etwa fünf Millionen Hektar Land herrschen. Doch die Indios haben Anrecht auf ihr Land, weil sie von dort stammen.“

Und was sagen seine Brüder im Bischofsamt? Ein großer Hirte und Prophet sei Kräutler, hatte Brasiliens Bischofskonferenz in einem Glückwunschschreiben zum Alternativen Nobelpreis erklärt. Verehrt werde er aufgrund seiner tiefen Spiritualität und seiner immensen Kultur, während die Option für die Armen das Merkmal seiner Amtsführung sei, so das Schreiben weiter.

(kna/drs 06.12.2010 mg)








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