Es ist ein außergewöhnliches
Jahr für den mittlerweile 71-Jährigen „Amazonas-Bischof“, und die Krönung findet an
diesem Montag in Stockholm statt: Bischof Erwin Kräutler erhält den Alternativen Nobelpreis
2010. Dass er diese Auszeichnung verdient, beweisen die vielen Projekte, die er in
diesem Jahr durchgeführt hat. Unermüdlich hat er sich 2010 gegen die Errichtung des
Megastaudamms Belo Monte gestemmt, hat öffentlich Staatspräsident Luiz Inacio Lula
da Silva angegriffen und als Präsident des Indio-Missionsrates CIMI den Protest persönlich
angeführt.
Hier ein Porträt des Preisträgers von Mario Galgano:
Bischof
Kräutler erhalte den Preis für „sein unermüdliches Engagement, den Urwald des Amazonas
vor der Zerstörung zu bewahren“, so die im September verkündete Begründung der „Right
Livelihood Award Foundation“. Seit Jahrzehnten steht Kräutler im Brennpunkt der Landkonflikte
in der Amazonasregion, denunziert Gewalt gegen die Ärmsten und Schwächsten, verteidigt
deren in der Verfassung garantierten Rechte - und wurde dabei selbst zur Zielscheibe
von Gewaltandrohungen, bis hin zu Morddrohungen. So wie seine enge Vertraute, die
US-Orddensfrau Dorothy Stang 2005 von Großgrundbesitzern ermordet wurde, ist auch
Kräutler selbst ins Fadenkreuz der Mächtigen geraten. Seit Jahren steht er deshalb
unter Polizeischutz. Der aus Voralberg stammende Bischof ist in Brasilien vor allem
über eines enttäuscht:
„Was nicht funktioniert, ist die Justiz. Es gibt
keine Verfassung auf der Welt, in der die Indios so geschützt sind wie in der brasilianischen
Verfassung. Nur wird dieser Schutz nicht wahrgenommen!“
Insbesondere das
Megastaudammprojekt von Präsident Lula da Silva sei ein Beweis, mit welchen Vorurteilen
die Indios kämpfen müssen. Gut ein Drittel der Stadt Altamira, Bischofssitz der Diözese
Xingu, werde der Belo Monte Staudamm überfluten, so der Bischof und Umweltschützer.
Und noch weitere 500 Quadratkilometer Urwald, darunter staatlich garantiertes Indioland.
Mehrmals hatte sich Kräutler persönlich mit Lula getroffen, hatte die Anliegen der
betroffenen indigenen Bevölkerung vorgetragen und das in der Verfassung verankerte
Mitspracherecht der Anwohner eingeklagt. Bisher vergebens.
„Und immer wieder
heißt es, es gäbe ja sowieso nur so wenig Indios und so viel Land. Man macht Vergleiche
wie die, dass sie Land so groß wie die Schweiz oder Belgien haben. Man möchte den
Eindruck erwecken, dass sie so viel Land haben. Doch man spricht nicht darüber, dass
es Großgrundbesitzer gibt, die über etwa fünf Millionen Hektar Land herrschen. Doch
die Indios haben Anrecht auf ihr Land, weil sie von dort stammen.“
Und
was sagen seine Brüder im Bischofsamt? Ein großer Hirte und Prophet sei Kräutler,
hatte Brasiliens Bischofskonferenz in einem Glückwunschschreiben zum Alternativen
Nobelpreis erklärt. Verehrt werde er aufgrund seiner tiefen Spiritualität und seiner
immensen Kultur, während die Option für die Armen das Merkmal seiner Amtsführung sei,
so das Schreiben weiter.