Der Vatikan nimmt
die Bewegung des „neuen Atheismus“ im Westen sehr aufmerksam zur Kenntnis. Das wurde
an diesem Freitag einmal mehr deutlich: bei den Adventspredigten für den Papst. Kapuzinerpater
Raniero Cantalamessa gab in der ersten seiner drei Predigten in einer Kapelle des
Apostolischen Palastes einen kurzen Überblick über einige Gedanken des „neuen Atheismus“: „Der
militante Atheist Richard Dawkins geht so weit, Wissenschaftler, die sich zum Glauben
bekennen, als Analphabeten zu definieren – wobei er vergißt, wieviele Forscher, auch
berühmter als er selbst, gläubig waren bzw. sind. Dawkins geht davon aus, dass Glaube
auf Voraussetzungen beruht, die sich nicht beweisen noch falsifizieren lassen. Eine
weitere These des Szientismus ist, dass die Wissenschaft gezeigt habe, dass die Hypothese
Gott falsch oder zumindest nicht zwingend ist. Diese These, die in den Medien weltweit
großes Echo gefunden hat, stammt vom englischen Astrophysiker Stephen Hawkins, der
in seinem letzten Buch die Vorstellung von einem Schöpfergott angesichts der neueren
astrophysischen Kenntnisse für überholt hält.“ Diese Thesen seien,
so der Vatikanprediger, auf ihrem eigenen Feld, nämlich dem der Wissenschaft, längst
widerlegt worden. „Ein Forscher vom Kaliber eines Max Planck, dem
Begründer der Quantentheorie, sagt über die Wissenschaft das, was Augustinus, Thomas
von Aquin, Pascal oder Kierkegaard von der Vernunft sagen: ‚Sie führt bis zu einem
Punkt, über den hinaus sie uns nicht mehr weiterführen kann.‛ Ein Wissenschaftler
oder Atheist, der behauptet ‚Es gibt keinen Gott‛, urteilt über eine Welt, die er
nicht kennt, und wendet seine Gesetze auf ein Objekt an, dass außerhalb seiner Erreichbarkeit
liegt. In diesem Sinn stimmt noch die alte Bemerkung des Psalmisten: Die Toren sagen
in ihrem Herzen, es gibt keinen Gott.“ (rv 03.12.2010 sk)