2010-12-01 16:50:10

Jesuit Mertes: „Fortschritte bei Aufklärung zu Missbrauch“


RealAudioMP3 Der Jesuitenpater Klaus Mertes sieht deutliche Fortschritte bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. „Es ist sicher noch nicht alles aufgeklärt, aber viel“, sagte der Rektor des Berliner Canisius-Kollegs der Essener Zeitung „Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung“. Zudem sei die Präventionsfrage als wichtiges kirchliches Thema akzeptiert. Die Kirche habe sich „nach einer Schreckstarre, die man angesichts des unglaublichen Ausmaßes des Problems aber auch zugestehen muss“, erheblich bewegt, so Mertes wörtlich. Allerdings wünsche er sich, dass bei der Vorbeugung sexuellen Missbrauchs stärker „grundsätzliche Themen“ wie die „Sprachlosigkeit der Kirche im Bereich Sexualpädagogik“ und die Ausübung von Macht in der katholischen Kirche angesprochen würden.

Entschädigungen in den nächsten Monaten
Rund 90 Missbrauchsopfer hätten sich am Berliner Canisius-Kolleg in den vergangenen Monaten gemeldet, so der Pater. Dabei sei deutlich geworden, dass neben der Gewaltausübung durch den Täter auch das familiäre, kirchliche und gesellschaftliche Umfeld nicht angemessen reagiert habe: „Zum Beispiel, wenn ein Kind über einen Missbrauch sprechen will und die Eltern sagen: So spricht man nicht über einen Priester.“ Die vom Jesuitenorden angekündigten pauschalen Zahlungen an die Opfer sollen nach Mertes Worten in den nächsten Monaten beginnen. Die nicht näher bezifferte vierstellige Summe sei nicht als Entschädigung, sondern als Anerkennung des Leids zu verstehen. „Wem dies nicht reicht, der wird vermutlich eigene Forderungen stellen“, sagte der Schulrektor. Wenn es um Entschädigung im eigentlichen Wortsinn gehe, müsse das Leid in irgendeiner Form quantifiziert werden, dabei sei vielleicht auch mit juristischen Auseinandersetzungen zu rechnen.

„Schweigen heißt Mitverantwortung“
Unverständnis äußerte der Jesuit darüber, dass er wegen seines Gangs an die Öffentlichkeit von manchen Spitzenvertretern der katholischen Kirche als Nestbeschmutzer betrachtet werde. „Jeder Kirchenobere, der das ernsthaft behauptet, befindet sich noch immer in der Logik des Schweigens und damit in der Mitverantwortung für Missbrauch“, sagte Mertes. Der Jesuit hatte Anfang des Jahres erstmals sexuelle Übergriffe durch Mitbrüder öffentlich gemacht und damit die Missbrauchsdebatte ausgelöst, in deren Verlauf auch Opfer aus anderen kirchlichen Einrichtungen an die Öffentlichkeit gingen

(dr 01.12.2010 pr)







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