Papst Benedikt XVI.
hat an diesem Mittwoch zum Gebet für Chinas Kirche aufgerufen. Der Vatikan hatte sich
in den letzten Tagen häufiger zu China geäußert - der Papstappell von diesem Mittwoch
hatte einen persönlicheren Ton: Benedikt rief Chinas Bischöfe und Katholiken dazu
auf, ihren Glauben mutig zu bezeugen.
„Ich empfehle eurem Gebet und dem
aller Katholiken weltweit Chinas Kirche an, die – wir ihr wisst – derzeit besonders
schwierige Momente erlebt. Bitten wir die heilige Jungfrau Maria, die Helferin der
Christen, um die Unterstützung aller chinesischer Bischöfe, die mir sehr am Herzen
liegen, damit sie ihren Glauben mit Mut bezeugen und jede Hoffnung auf den erwarteten
Retter richten. Vertrauen wir weiter alle Katholiken dieses geliebten Landes der Jungfrau
Maria an, damit sie durch ihre Fürsprache eine wahrhaftige christliche Existenz in
Einheit mit der Weltkirche realisieren und so auch zur Harmonie und zum Gemeinwohl
ihres edlen Volkes beitragen können.“
Das Wort Harmonie im Papstappell
ist ein hintergründiges Stichwort: Zum Aufbau einer „harmonischen Gesellschaft“ hat
nach Auffassung der chinesischen Regierung auch die Religion beizutragen – freilich
nie autonom, sondern immer in Unterordnung unter den Staat. Das betont der amerikanische
Soziologe und China-Experte Richard Madsen. Für die Religionen im Reich der Mitte
bedeute dieses Konzept nicht selten eine Zwangsjacke, so der Wissenschaftler in einem
Beitrag für die letzte Ausgabe der Zeitschrift „China heute“ (Ausgabe 3/2010):
„Der
Hauptslogan des derzeitigen Regimes betont immer wieder die Gestaltung einer harmonischen
Gesellschaft, ein Begriff mit konfuzianischen Anklängen. Man sagt, das hänge vor allem
mit sozialer Stabilität zusammen. (…) Doch dieses Verständnis von Religionsfreiheit
ist ein anderes als das der westlichen liberalen Tradition.“
Zwar herrsche
heute eine größere Toleranz gegenüber der Religion als noch zu Zeiten Maos. Religion
sei in China aber eben nur akzeptiert, sofern sie in staatlich kontrollierten Institutionen
als privater Glaube gelebt werde. Die Regierung wolle Mitspracherecht und Kontrolle
behalten, und religiöse Gruppen mit Potential zu politischer Konfrontation oder Organisation
seien ungern gesehen. Ebenso fürchte die Regierung eine geeinte katholische Kirche
in China, die den Vatikan als Autorität anerkenne. So sei Religion und religiöse Vielfalt
in China eher als Zersplitterung willkommen:
„Wie früher der kaiserlichen
Regierung kommt der herrschenden kommunistischen Partei ein Polytheismus gelegen,
dessen Mannigfaltigkeit von lokalen Kulten die ländliche Gesellschaft gespalten hält
und sie für Massenaktionen unempfänglich macht. Christliche Gemeinden stellen ein
größeres Problem dar, denn sie praktizieren eine ausländische Religion, die nicht
als Teil des chinesischen Kulturerbes betrachtet wird. Doch sofern sie sich um tatkräftige
Integration bemühen, was praktisch besagt, dass man zu dem Prinzip steht, das die
Regierung führt und die Religion folgt, werden sie akzeptiert.“