Haiti hat am Sonntag
unter schwierigsten Umständen gewählt: Proteste gegen die Wahlen auf der einen, die
Cholera-Epidemie auf der anderen Seite. Es soll ein neuer Präsident bestimmt werden,
der Amtsinhaber René Preval darf nicht mehr antreten. Was ihn laut Vorwürfen von zwölf
der achtzehn Kandidaten aber nicht davon abhält, die Wahlen manipulieren zu wollen.
Kandidaten wie der Sänger Michel Martelly oder der frühere Regierungschef Jacquez
Edouard Alexis beklagten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz, den Menschen werde
massenhaft das Wahlrecht vorenthalten, sie wollen die Auszählung abbrechen lassen.
Bereits bei Öffnung der Wahllokale gab es vielerorts Probleme. Viele Menschen waren
laut Presseberichten wütend darüber, dass ihre Namen nicht in den Wählerlisten standen.
Das zweite Problem ist die Cholera, die einen „unkontrollierbaren Notstand“ zur Folge
habe, so Pater Antonio Menegón, der die Mission des Kamillianerordens auf Haiti leitet,
im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Fides. Edmond Mulet leitet die UNO-Friedensmission
auf der Insel - er erklärt Radio Vatikan, dass es mit Wahlen allein nicht getan ist:
„Die
internationale Gemeinschaft nun investieren. Wir bauen mit den Haitianern gemeinsam
Häuser und Straßen und Dienstleistungen wieder auf, auch Brücken und Flughäfen und
Häfen. Aber wir müssen auch gemeinsam die Substanz dieses Aufbaus neu schaffen, also
den Rechtsstaat. Die Frage der Straffreiheit muss geklärt werden, die Frage der richtigen
Regierung, der Korruption, alles das muss angegangen werden, damit dieses Land sich
selbst tragen kann.“
Anfang November suchte ein Hurrikan das Land heim.
Im Januar dieses Jahres hatte ein Erdbeben das Land verwüstet. Mindestens 220.000
Menschen starben, rund 1,5 Millionen wurden obdachlos.