Neuevangelisierung – das wird im Vatikan immer mehr zum Thema. Papst Benedikt hat
dazu einen eigenen Päpstlichen Rat eingerichtet, und gleichzeitig denkt man auch am
Päpstlichen Familienrat derzeit über das Wiederbeleben des Glaubens im Westen nach.
Ein Kongress, der derzeit in Rom stattfindet, hat zum Titel „Die christliche Familie
als Subjekt der Evangelisierung“. Klingt gut – aber wie soll denn die Glaubensweitergabe
in der Familie heute aussehen? Frage an Anneliese Mayer, Leiterin des Seelsorge-Referats
2 im Erzbistum München-Freising, die am Vatikan-Kongress teilnimmt.
„Das
eine ist sicher der Sonntags-Gottesdienst. Das andere ist – und das wird auch auf
diesem Kongress diskutiert – dass man tägliche Rituale braucht, die den Kindern deutlich
machen: Gott ist da, Gott ist lebendig, Gott lebt hier mit mir und mit uns. Das kann
ein Morgen- und Abendgebet sein, das tägliche Tischgebet... also, diese kleinen Rituale
sind manchmal notwendig und wichtig. Nicht nur sonntags die Messe, und während der
Woche ist dann gar nichts mehr...“
Die Schönstatt-Bewegung präsentierte
auf dem Kongress ein Projekt, das diese täglichen Rituale unterstützen soll:
„Es
wurde vorgestellt, dass es in jedem Haus einen kleinen Hausaltar geben könnte – oder
dass man in jedem Haus einen Ort finden muss, wo Kinder auch den Glauben „sehen“ können.
Früher hat man dazu in Bayern „Herrgottswinkel“ gesagt...“
Es sei eine
der entscheidenden Lehren dieses Kongresses, dass man sich im Westen künftig weniger
auf den Religionsunterricht verlassen soll (dessen deutsche Variante vom Papst in
seinem neuen Gesprächsbuch ziemlich kritisiert wird). Stattdessen ist eine Rückbesinnung
auf das Glauben-Lernen in der Familie angesagt:
„Wenn wir an unsere eigenen
Familien zurückdenken: Wir haben doch im Normalfall das Beten von der Mutter gelernt,
das Kreuzzeichen, auch die Grundgebete. Das muss wieder stärker betont werden. Es
ist schwierig, wenn in der ersten Klasse ein Kind nicht weiß, wie es das Kreuzzeichen
schlagen soll – dann ist man schon weit, weit weg von der direkten Glaubensvermittlung
von Anfang an.“