Zollitsch: „Papstbuch ist Geschenk von menschlicher Weite“
Die Äußerungen von
Papst Benedikt XVI. zu Kondomen haben in der Kirche zu einer Debatte über die katholische
Sexualethik geführt, wobei der Medienrummel bei der Vorstellung des Buches am Dienstag
die Diskussionen noch einmal verstärkte. Zeitungen aus aller Welt hatten dem Vatikan
Rechte abgekauft, um einige Kapitel vorab veröffentlichen zu dürfen.
Das Buch
„Licht der Welt“ zeige einen Menschen, der sich den Fragen eines Interviewers mit
Scharfsinn und intellektueller Konsequenz stellt. So fasst der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, das Werk von Peter Seewald zusammen.
Gegenüber der ARD fügte Zollitsch an:
„Ich möchte auch darauf hinweisen,
dass es sich um ein großartiges Buch handelt. Es spricht viele Fragen an. Auch im
Zusammenhang mit der kirchlichen Sexualmoral wird darüber gesprochen, wie mit Menschen,
die HIV-positiv sind, umgegangen werden sollte. Der Papst weist darauf hin, dass es
eine verantwortliche Geste ist, wenn ein HIV-Infizierter Kondome benützt, um andere
zu schützen, damit kein Schaden weiter entsteht.“
Dies sein in dieser Form
eine „neue Äußerung“, sagt Zollitsch weiter. Aber dies sei keineswegs revolutionär.
„Aber
der Papst sagt auch, dass Kondome nicht eine Frage der Verhütung sondern ein Mittel,
um schlimmeren Schaden zu vermeiden. Aber es handelt sich nicht um eine neue Sexualmoral.“
Gerade
diese Stellen des Interviews zeigen die tiefe Einfühlsamkeit des Papstes, der sich
auch in schwierige Lebenslagen von Menschen hineindenke, so der Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz. Der Papst gebe zu erkennen, dass er auch die Realitäten und die
Lebenswirklichkeit kenne. Zollitsch sei sehr gespannt darauf, ob Papst Benedikt diese
Gedanken noch weiterentwickeln werde, ob sie dann eines Tages auch die förmliche Lehrmeinung
der Kirche mitprägen werden und was sie für die pastorale Praxis bedeuten.
„Der
Papst spricht natürlich von ganz konkreten Situationen, bei denen es eben um HIV-Infizierte
geht. Die Frage ist: Wie können sie dazu beitragen, dass andere geschützt werden.
Damit geht es auch um Verantwortung und Moralisierung.“
In seinem Interviewbuch
„Licht der Welt“ gebe Papst Benedikt XVI. „ein großartiges Zeugnis theologischer Weite
und menschlicher Größe“, so Zollitsch in einer schriftlichen Mitteilung. Das Buch
sei anderer Art als seine bisherigen theologischen Veröffentlichungen, aber von derselben
Eindringlichkeit und Weite und es präsentiere sich als ein sehr persönliches Lebens-
und Denkzeugnis.