„Sechs Stunden
Interview mit dem Papst – das ist eine Weltsensation!“ Sagt Peter Seewald, der
bayerische Gesprächspartner Benedikts XVI., im Interview mit uns. „Überziehen war
nicht möglich – leider. Da ist der Papst denn doch ziemlich konsequent, das war er
schon als Kardinal.“ Seewald muss es wissen: Er hat schließlich schon in den neunziger
Jahren den damaligen Kardinal Ratzinger ausführlich interviewt. Heute urteilt er:
„Natürlich
ist er auch älter geworden; wenn man dann aber mit ihm im Gespräch ist (er macht es
einem ja leicht, mit ihm ins Gespräch zu kommen), dann denkt man: Da gibt`s eigentlich
gar keinen großen Unterschied. Das Wissen Ratzingers hat sich nicht verändert, auch
nicht seine Liebenswürdigkeit, seine große Demut... Erst recht nicht seine geistige
Kraft und seine unglaubliche Formulierungskraft. Er ist noch demütiger geworden, noch
einfacher. Das hat mich fasziniert.“
Benedikt XVI. sei ohne Umschweife
auf jede Frage eingegangen, so Seewald. Er als Fragender habe eine große Verantwortung
auf sich lasten gespürt – und sich bemüht, so gut wie möglich zu fragen.
„Zunächst war der Ansatz, ein Gespräch über die ersten fünf Jahre des Pontifikats
zu führen – auch unter dem Aspekt des bevorstehenden zweiten Bandes des Jesus-Buches.
Nun hat die aktuelle Krisensituation, hervorgerufen insbesondere durch die schrecklichen
Missbrauchsfälle, auch der Konzeption einen etwas anderen Stempel aufgedrückt. Mir
war wichtig, dass wir die Fragen behandeln, die heute die Öffentlichkeit interessieren;
es ist kein Glaubensbuch im Sinne von „Salz der Erde“, sondern ein Buch, das sich
zunächst ganz konkret den Fragen der Öffentlichkeit zuwendet und auch keine Frage
ausläßt.“
Allerdings: Um alles zu fragen, reichte denn doch die Zeit nicht.
So hätte er Benedikt gerne noch nach seiner Ansicht über die derzeitige Christenverfolgung
in vielen Teilen der Welt gefragt, meint Seewald. Dass schon vor der offiziellen Veröffentlichung
von „Licht der Welt“ viele Einzelheiten aus dem Buch bekannt wurden, sieht der Journalist
gelassen:
„Naja, ich bin jetzt schon lange genug in diesem Mediengeschäft,
um zu wissen, wie das abläuft. Kirche und Sex sind immer Reizthemen – das ist klar,
dass die Medien dazu Fürsprecher und Gegner aufeinanderhetzen. Das ist natürlich etwas
schade; man darf darüber nicht übersehen, was dieses Buch im Ganzen für ein Angebot
ist. Aber da habe ich auch keine Bange: Der Leser kann das ja nachlesen, er wird es
sehen.“
„Das Schöne“ sei doch, „dass wir mit diesem Interview den Heiligen
Vater ganz unvermittelt hören können“, so Seewald: „Er wird nicht erst durch die
Medien quasi zerhackstückt oder zurechtgestutzt oder verbrämt. Der Leser selbst hat
mit dem Buch die tolle Möglichkeit eines unverbildeten, unverzeichneten Blicks auf
das Pontifikat und auch auf den Mann, der dieses Pontifikat prägt.“ Da läßt
es sich laut Seewald auch verschmerzen, dass die Medien sich nur auf einzelne Sätze
in „Licht der Welt“ stürzen.
„Wichtig ist eines: dass es hier, glaube ich,
gelingt, dass die Kirche, dass der Papst wieder in die Offensive geht und nicht immer
nur quasi der Getriebene bleibt. Dass man nicht nur im sexuellen Missbrauch verhaftet
ist, sondern wieder die Fülle der Themen und die Fülle des Angebots hat. Ich meine:
Dass weltweit so ein riesiges Interesse herrscht, kann einen im Grunde genommen nur
freuen.“
(rv 23.11.2010 sk)
Wenn Sie oben links auf eines der
Audio-Symbole klicken, können Sie das Interview von Pater Bernd Hagenkord SJ mit Peter
Seewald in voller Länge hören.