Papst Benedikt XVI.
hat anlässlich des 50-jährigen Bestehens des päpstlichen Einheitsrats davor gewarnt,
Ökumene als Ergebnis politischen Verhandlungsgeschicks zu begreifen. Beim Dialog mit
anderen Kirchen gehe es nicht darum, sich durch Gespräche auf den kleinsten gemeinsamen
Nenner zu einigen.
„Es handelt es sich nicht um einen Einsatz in – sozusagen
– politischen Kategorien, in dem das größere Verhandlungsgeschick und die stärkere
Fähigkeit, zu Kompromissen zu kommen, eine Rolle spielen. In einem solchen Fall könnte
man erwarten, dass gute Verhandlungsführer innerhalb einer gewissen Zeit zu Übereinkünften
kommen, die von allen akzeptiert werden können.“
Benedikt beklagte bei
der Audienz eine vor allem in westlichen Ländern vorherrschende Meinung, der ökumenische
Dialog habe „an Schwung verloren“. Umso dringender sei eine Wiederbelebung des Austauschs.
Auch wenn dieser sich neuen Herausforderungen durch unterschiedliche Antworten auf
ethische Fragen und eine wachsende Zersplitterung der Kirchen stellen müsse. In jedem
Fall habe die 1960 von Papst Johannes XXIII. als Einheitssekretariat gegründete Institution
für größere Achtung unter den Kirchen gesorgt, betonte Benedikt bei der Audienz zu
den Feierlichkeiten für das Gründungsjubiläum. In der Zwischenzeit seien „Vorurteile
und Ablagerungen der Geschichte“ überwunden worden. Gleichzeitig sei auf vielen Gebieten
vom Lebensschutz über Gerechtigkeit bis zu ökumenischen Bibelübersetzungen eine vielfältige
Zusammenarbeit entstanden.
Getrennt von den Mitgliedern des Einheitsrats empfing
der Papst das geistliche Oberhaupt der Anglikaner, Rowan Williams. Gegenüber Radio
Vatikan betonte der Erzbischof von Canterbury:
„Jede neue Unternehmung
beginnt mit großer Hoffnung und Begeisterung und stößt dann mit der Wirklichkeit zusammen.
Das ist unvermeidbar. Deshalb bin ich nicht überrascht, dass es nach fünfzig Jahren
nicht so sonnig aussieht, aber wir haben in der Zwischenzeit die Suche nach der Bedeutung
der Taufe vorangetrieben, die wir miteinander teilen. Und nicht zufällig ist in den
Zukunftsplänen des Einheitsrats von einer weiteren Auseinandersetzung darüber die
Rede, von mehr Arbeit über die Frage, wie wir gemeinsam beten, und darüber, was wir
meinen, wenn wir beten. In diesem Zusammenhang habe ich angeregt, dass der Rat eine
Arbeitsgruppe aus mehreren historischen und neuen Kirchen bilden könnte, um über Eucharistie
in der Kirche zu sprechen, denn es gibt eine starke Tendenz, die Eucharistie als wesentlich
weniger wichtig anzusehen, als viele von uns. Darüber sollten wir sprechen. Wie man
sieht, bleibt viel zu tun.“