Die Bischöfe des Sudan
bitten den ostafrikanischen Bischofsrat AMECEA und den Dachverband der Bischofskonferenzen
von Afrika und Madagaskar SECAM, auch weiterhin die Rechte der Völker des Süd-Sudan
sowie der Abyei-Region, der Nuba-Berge, des Süd-Kordofan und des Blauen Nils zu unterstützen.
Am 9. Januar 2011 sollen zwei Volksabstimmungen über die Unabhängigkeit des Süd-Suda
und der Abey-Region stattfinden. Der Appell wurde auf der Vollversammlung der Bischöfe
des Sudan veröffentlicht, die am Montag in der Stadt Rumbek zu Ende ging. In dem Papier
wird daran erinnert, dass der umfassende Friedensvertrag, der 2005 in Nairobi unterzeichnet
worden war, vorsieht, dass die Gründe für den zwanzig Jahre andauernden Bürgerkrieg
zwischen Nord-und Süd-Sudan aus dem Weg geräumt werden sollen. Als diese Gründe werden
genannt: „das Fehlen einer nationalen Identität, die die Grundrechte der multi-kulturellen,
viel-sprachigen, multi-ethnischen und multi-religiösen Gesellschaft garantieren könnten;
das stark zentralistisch aufgebaute Regierungssystem, das von einer kleinen ethnischen
Gruppe kontrolliert wird, die dem ganzen Land durch die Islamisierung der Gesetze,
der Institutionen und des politischen Systems ihr Verwaltungssystem aufgedrückt hat“.
„Die nationale Einheit wurde dem Volk des Süd-Sudan nicht schmackhaft gemacht“, heißt
es weiter in dem Text. „Gleichzeitig wurden die wahren Gründe für den Konflikt nicht
aufgearbeitet. Die sudanesische Leadership ist wesentlich verantwortlich für diese
tragische Situation“, urteilen die Bischöfe scharf. Es gebe „eine Einheit, die gefangen
hält und erdrückt, die jegliche Form der Opposition verbietet“. Doch „eine Einheit,
die Uniformität auferlegt und diejenigen verurteilt, die sich durch ihren Glauben
und ihre Kultur unterscheiden, muss zurückgewiesen werden“, so die Bischöfe, die allerdings
keine deutliche Wahlempfehlung geben. Nach Ansicht der Bischofskonferenz wurden
verschiedene Teile des Friedensabkommens nicht umgesetzt. Sie erinnern außerdem daran,
dass zwar die Bevölkerung von Abyei entscheiden kann, ob sie zu Nord-oder Süd-Sudan
gehören will, die Bevölkerungsgruppen der anderen Gebiete, die von Nord und Süd umkämpft
werden, aber nicht über ihr Schicksal entscheiden dürfen (Nuba-Berge, Süd-Kordofan
und Blauer Nil).
„Die Unfähigkeit, den Bevölkerungsgruppen dieser Gebiete die
Möglichkeit zu geben, über ihre eigene Zukunft zu entscheiden, könnte zu Instabilität
und Gewalt führen, die sich wiederum im ganzen Land ausbreiten und einen neuen, großen
Bürgerkrieg ausbrechen lassen könnte“, warnen die Bischöfe. „Dies hätte unvermeidlich
katastrophale Auswirkungen für die Nachbarländer: Eritrea, Äthiopien, Kenya, Uganda,
Kongo, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Libyien, Ägypten u.a.“. Die sudanesischen
Bischöfe bitten ihre Amtsbrüder aus ganz Afrika, Druck auf ihre jeweiligen Regierungen
auszuüben, damit die beiden Referenda zur Selbstbestimmung von Süd-Sudan und Abeyei
korrekt abgehalten werden. Auch gelte es, die Entscheidungen der Bevölkerungen zu
respektieren und die ethnischen Minderheiten von Süd-und Nord-Sudan zu schützen. (zenit
16.11.2010 sk)