Die Bischöfe des Sudan und Bischöfe aus ganz Afrika rufen die internationale Gemeinschaft
dazu auf, den Südsudan zu unterstützen. Um wirklich frei in einer Volksabstimmung,
wie ein Friedensvertrag von Nairobi das vorsieht, über eine mögliche Unabhängigkeit
des Südsudan abzustimmen, dürften die Menschen dort nicht alleingelassen werden. Das
ist die Kernforderung einer Zusammenkunft von Sudans Bischöfen, an der sich Oberhirten
aus anderen Teilen Afrikas beteiligt haben; sie endet an diesem Sonntag in der Stadt
Rumbek.
„Die Bischofskonferenz des Sudan braucht die Solidarität und Hilfe
der Bischöfe aus anderen Teilen des Kontinents“, sagt Bischof Cesare Mazzolari von
Rumbek. „Die Lage im Sudan muß bekannt gemacht und beobachtet werden; wir brauchen
Hilfe in der Zeit des Referendums und vor allem eine Präsenz danach, damit das eine
ruhige Periode wird!“
Das Referendum ist auf Anfang Januar angesetzt, auch
wenn es in Nordsudan Versuche gibt, den Termin zu verschieben. Ab Montag werden sich
die Wähler im Sudan und in der Diaspora in die Wählerlisten einschreiben können -
der erste konkrete Schritt zum Stattfinden der Abstimmung. Die Bischöfe geben offiziell
keine Wahlempfehlung; man geht aber nicht ganz fehl, wenn man vielen von ihnen Sympathien
für eine Unabhängigkeit des Südsudans nachsagt. Dort lebt, anders als im mehrheitlich
islamischen Norden, eine Mehrheit von Christen und Anhängern von Naturreligionen.
„Die
Lage ändert sich: Noch im Juli haben die Bischöfe gesagt, der Sudan wird künftig nicht
mehr derselbe sein; jetzt fügen wir hinzu, dass auch die Kirche im Sudan nach diesem
Referendum nicht mehr dieselbe sein wird. Die größte Sorge der Bischöfe, aber auch
unserer Gläubigen hier im Süden ist: Wie wird denn die Lage der Kirche im Norden des
Sudan nach dem Referendum aussehen?“
Wird es bei einem Ja des Südens zur
Unabhängigkeit zu Racheakten im Norden kommen? Dort leben immer noch viele Flüchtlinge,
die im letzten Bürgerkrieg aus dem südlichen Landesteil hierher kamen. Bischof Mazzolari:
„Im
Moment erleben wir einen ziemlich großen, umgekehrten Exodus: Unsre Gläubigen kehren
aus dem Norden – aus Khartum, El Obeid, Kosti – wieder in ihre Heimat im Süden zurück.
Diese Rückkehr ist nicht leicht: Sie wird von der Regierung in Khartum behindert und
erschwert, wie es nur geht. Vor allem wird ihnen nicht erlaubt, ihr Hab und Gut zu
verkaufen, damit sie nichts zu ihren Familien im Süden mitnehmen...“