Der Papst in der Sozialstation Nen Deu in Barcelona – Rede im Wortlaut
Wir dokumentieren hier die Ansprache des Papstes bei seinem Besuch in der Sozialstation
Nen Deu in Barcelona an diesem Sonntag Nachmittag. (rv)
Herr Kardinal, Erzbischof
von Barcelona, verehrte Mitbrüder im Bischofsamt, liebe Priester Diakone, Ordensfrauen
und Ordensmänner, geschätzte Vertreter des öffentlichen Lebens, meine lieben
Freunde!
Ich freue mich sehr, hier mit euch allen zusammen sein zu können,
die ihr seit mehr als einem Jahrhundert diese soziale Wohltätigkeitseinrichtung „Nen
Déu“ [Göttliches Kind] führt. Ich danke für den herzlichen Willkommensgruß durch Kardinal
Lluís Martínez Sistach, den Erzbischof von Barcelona, Sr. Rosario, die Oberin der
Gemeinschaft, die Kinder Antonio und Maria del Mar, die gesprochen haben, und all
jene, die so wunderbar gesungen haben. Ich drücke auch allen Anwesenden meine Dankbarkeit
aus, insbesondere den Unterstützern des Hilfswerks, der Mutter Generaloberin und allen
Franziskanerinnen von den Heiligsten Herzen, den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen,
die in dieser Einrichtung wohnen, ihren Eltern und Familienangehörigen sowie dem Personal
und den Freiwilligen, die hier ihre verdienstvolle Arbeit ausüben. Zugleich möchte
ich den Vertretern der Politik meine Anerkennung zum Ausdruck bringen und sie einladen,
sich selbst tatkräftig einzusetzen, damit die am meisten Benachteiligten immer von
der sozialen Fürsorge erreicht werden. Meine anerkennenden Worte gelten auch jenen,
die mit ihrer großzügigen Hilfe Fürsorgeeinrichtungen privater Initiative, wie diese
Förderschule Nen Déu, unterstützen. In diesen Zeiten, in denen viele Familien
von einer Reihe wirtschaftlicher Schwierigkeiten heimgesucht werden, müssen wir als
Jünger Christi unsere konkreten Taten wirksamer und kontinuierlicher Solidarität vervielfachen,
indem wir so zeigen, dass die Caritas ein Kennzeichen unseres Christseins ist. Mit
der Weihe der Basilika der „Sagrada Familia“ wurde heute Morgen deutlich gemacht,
dass das heilige Gebäude Zeichen des wahren Heiligtums Gottes unter den Menschen ist.
Nun möchte ich hervorheben, wie mit dem Einsatz dieser Einrichtung hier – der das
neue Haus hinzugefügt wird, dem ihr den Namen des Papstes geben wolltet – und ähnlicher
kirchlicher Institutionen veranschaulicht wird, dass für einen Christen jeder Mensch
ein wahres Heiligtum Gottes ist, das mit höchster Achtung und Liebe behandelt werden
muss, besonders wenn er sich in Not befindet. Die Kirche will so die Worte des Herrn
im Evangelium verwirklichen: „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten
Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Diese Worte Christi
haben in diesem Land viele Söhne und Töchter der Kirche angespornt, ihr eigenes Leben
der Erziehung, der Wohltätigkeit oder der Sorge um die Kranken und Behinderten zu
widmen. Ich bitte euch, dass ihr, von ihrem Beispiel angeregt, den Kleinsten und am
meisten Bedürftigen weiterhin Hilfe entgegenbringt, indem ihr das Beste von euch selbst
gebt. Bezüglich der Betreuung der Schwächsten wurden in den letzten Jahrzehnten
großartige Fortschritte im Bereich des Gesundheitswesens erzielt. Man gelangte zunehmend
zur Überzeugung, dass eine aufmerksame menschliche Beziehung eine große Bedeutung
für ein gutes Ergebnis im Heilungsprozess hat. Deshalb ist es unabdingbar, dass die
neuen Technologien auf dem Gebiet der Medizin nie die Achtung für das Leben und die
Würde des Menschen verletzen, so dass jene, die an Krankheiten oder psychischen oder
physischen Behinderungen leiden, immer die Liebe und Aufmerksamkeit erhalten, die
es ihnen ermöglichen, sich in ihren konkreten Bedürfnissen als Personen geschätzt
zu fühlen. Liebe Kinder und Jugendliche, ich verabschiede mich von euch und danke
zugleich Gott für euer Leben, das so wertvoll ist in seinen Augen, und versichere
euch, dass ihr einen sehr wichtigen Platz im Herzen des Papstes habt. Ich bete für
euch jeden Tag und bitte euch, mir mit eurem Gebet zu helfen, in Treue die Sendung
zu erfüllen, die mir Christus anvertraut hat. Ich werde es außerdem nicht unterlassen,
für jene zu beten, die im Dienst der Leidenden stehen, die unermüdlich arbeiten, damit
Menschen mit Behinderungen ihren rechten Platz in der Gesellschaft einnehmen können
und wegen ihrer Einschränkungen nicht an den Rand gedrängt werden. In diesem Zusammenhang
möchte ich in besonderer Weise das treue Zeugnis der Priester und jener anerkennen,
die die Kranken in ihren Häusern, in den Kliniken und in anderen Spezialeinrichtungen
besuchen. Sie verkörpern den wichtigen Dienst des Tröstens angesichts unserer menschlichen
Zerbrechlichkeit, der die Kirche mit dem Mitgefühl des barmherzigen Samariters (vgl.
Lk 10,29-37) begegnen will. Auf die Fürsprache Unserer Lieben Frau von der
Barmherzigkeit und der seligen Mutter Carmen vom Jesuskind segne Gott euch alle, die
ihr die große Familie dieses wunderbaren Werkes bildet, sowie eure Lieben und jene,
die mit dieser oder mit ähnlichen Einrichtungen zusammenarbeiten. Unterpfand dafür
sei der Apostolische Segen, den ich euch von Herzen erteile.