2010-11-06 14:02:00

Papst in Santiago: „Kirche ist Umarmung Gottes“


RealAudioMP3 Unter begeisterter Anteilnahme Tausender Gläubiger und imposanten Orgelklängen hat Papst Benedikt um die Mittagszeit die Kathedrale von Santiago besucht. Er trat über die Heilige Pforte, die aus Anlass des Pilgerjahres geöffnet ist, erhielt bei seinen Rundgang in der prachtvollen Kirche kurzzeitig eine braune Pilgerpelerine mit Jakobsmuschel um die Schultern gelegt, stieg über enge, von Abermillionen Pilgerfüßen abgeschliffene Treppen in die Krypta und betete am Grab des Apostels Jakobus. Wie Jakobspilger es machen, umarmte er danach die Statue des Apostels. In Anspielung darauf bezeichnete er in seiner Ansprache die Kirche als „Umarmung Gottes“.

„Ich komme, um euren Glauben zu stärken, eure Hoffnung zu beleben und eure Sorgen, Mühen und Anstrengungen für das Evangelium der Fürbitte des Apostels anzuvertrauen. Als ich sein heiliges Bild umarmte, habe ich im Gebet auch alle Söhne und Töchter der Kirche mitgenommen. Die Kirche hat ja ihren Ursprung im Geheimnis der Gemeinschaft, die Gott ist. Wir werden in gewisser Weise von Gott umarmt und umgewandelt von seiner Liebe. Die Kirche ist diese Umarmung Gottes, in der die Gläubigen auch lernen, die eigenen Brüder zu umarmen, indem sie in ihnen Abbild und Ähnlichkeit Gottes entdecken, die die tiefste Wahrheit ihres Seins begründen und Ursprung der wahren Freiheit sind.“

Zwischen Wahrheit und Freiheit gebe es einen engen und notwendigen Zusammenhang, so der Papst. Die Kirche stehe im Dienst beider und könne auf beide nicht verzichten, „weil hier das Sein des Menschen auf dem Spiel steht“. Ohne Streben nach Wahrheit, nach Gerechtigkeit und nach Freiheit würde der Mensch sich selbst verlieren.

„Erlaubt mir, hier in Compostela alle Gläubigen der Kirche in Spanien aufzufordern, im Licht der Wahrheit Christi zu leben, den Glauben mit Freude, Konsequenz und Schlichtheit zu Hause, bei der Arbeit und bei den staatsbürgerlichen Aufgaben zu bekennen.“
Der Erzbischof von Santiago, Julian Barrios, dankte dem Papst für die „spirituelle Feinheit, intellektuelle Tiefe und evangelische Entschlossenheit, mit der er das Schiff Petri“ lenke. Danach kam eines der Wahrzeichen der Pilgerkathedrale zum Einsatz: Acht Männer setzten das mächtige Weihrauchfass in Bewegung, das an einer Kette von der Decke der Basilika hängt und, vor den Augen des Papstes durch das Querschiff schwingend, seinen Duft verströmte. Immer wieder flammten Viva il papa-Rufe auf, als ein gelöst wirkenden Papst den Apostolischen Segen erteilte. Die Spanier und die Pilger bereiteten Benedikt, wie so oft auf spanischer Erde, einen herzlichen Empfang.
(rv 06.11.2010 gs)








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