2010-11-06 15:24:08

Leitmotive der Spanienreise: Pilgerschaft und Schönheit


RealAudioMP3 Pilgerschaft und Schönheit: Im Zeichen dieser beiden Themen sieht Papst Benedikt XVI. selbst seine Visite in Spanien. Wie Benedikt bei der Pressekonferenz im Flugzeug sagte, die bei Papstreisen mittlerweile Gewohnheit geworden ist, hätten beide Themen zusammen eine Botschaft: „Unterwegs sein, den Weg des Glaubens nicht verlieren, die Schönheit des Glaubens finden, die Neuheit und die Tradition des Glaubens, der sich in der modernen Schönheit, in der Welt von heute auszudrücken und zu treffen weiß“.
 
Das Unterwegssein sei ihm quasi schon in die Biografie geschrieben, antwortete der Papst auf eine der Journalistenfragen. Abgesehen von diesem äußeren Element sei der Glaube seinem Wesen nach immer zugleich Pilgerschaft.
 
„Es ist nicht nur ein Hinausgehen aus sich selbst auf etwas Größeres hin, sondern immer auch ein zusammen Unterwegssein. Pilgern verbindet. Wir gehen gemeinsam auf das Andere zu und finden uns so gegenseitig. Man braucht nur daran zu erinnern, dass der Jakobsweg zur Herausbildung der spirituellen Einheit Europas beigetragen hat. Auch heute wird diese Bewegung wiedergeboren, dieser Traum, spirituell und körperlich in Bewegung zu sein, einander zu finden und so Stille, Freiheit, Erneuerung und schließlich Gott zu finden.“
 
Die schöpferische Kraft Antoni Gaudis beeindruckt den Papst, weil sie gleichzeitig aus der Vergangenheit schöpft und in die Zukunft wirkt. Ein Zeichen auch für unsere Zeit, sagte Benedikt.
 
„Gaudi hatte den Mut, sich in die großen Traditionen der Kathedralen zu stellen, und dennoch wagte er in seinem Jahrhundert, und mit einer komplett neuen Vision, den Ort der Begegnung zwischen Gott und dem Menschen in großer Feierlichkeit neu zu schaffen. Es ist etwas Schönes, dieser Mut, in der Tradition zu stehen, aber mit einer neuen Kreativität, die die Tradition erneuert und so die Einheit und den Fortschritt der Geschichte zeigt.“
 
Ja, die Begegnung von Glauben und Kunst sei eines der wichtigen Themen seines Pontifikates, beantwortete Papst Benedikt die diesbezügliche Frage.
 
„Sie wissen, dass ich sehr auf der Beziehung zwischen Glaube und Vernunft bestehe. Aber gleichermaßen wichtig ist die Beziehung zwischen Glauben und Kunst, weil die Wahrheit, Ziel und Leben der Vernunft, in der Schönheit zum Ausdruck kommt. Und sie selbst wird in der Schönheit, die sich selbst als Wahrheit findet. Und deshalb muss dort, wo die Wahrheit ist, die Schönheit werden. Dort, wo das menschliche Wesen sich realisiert auf korrekte, gute Weise, drückt es sich in Schönheit aus. Die Beziehung zwischen Wahrheit und Schönheit ist unauflöslich, und deshalb brauchen wir Schönheit. Von Anfang an war in der Kirche, selbst in der großen Bescheidenheit und Armut der Zeiten der Verfolgung, die Kunst, die Malerei – der Ausdruck von Gottes Heil durch Gott in den Bildern der Welt -, der Gesang, auch das Gebäude, konstitutiv, und sie bleiben konstitutiv für immer.“
 
Deshalb war die Kirche für viele Jahrhunderte „Mutter der Künste“, führte Benedikt den Gedankengang fort. Der große Schatz der Kunst, Musik, Architektur und Malerei „ist geboren aus dem Glauben an die Kirche“. Anders sei die Lage heute.

„Heute gibt es einen gewissen Abstand, aber das schädigt sowohl die Kunst als auch den Glauben. Kunst, die die Wurzel der Transzendenz verlöre, ginge nicht mehr auf Gott zu, sie wäre eine halbierte Kunst, sie kappte ihre lebendige Wurzel ab. Und ein Glaube, der die Kunst bloß in seiner Vergangenheit hätte, wäre nicht mehr Glaube in der Gegenwart, wo sich der Glaube doch gerade heute neuerlich ausdrücken muss als Wahrheit, die immer präsent ist. Aus diesem Grund ist der Dialog oder, wie ich es nennen würde, die Begegnung zwischen Kunst und Glaube eingeschrieben im tiefsten Inneren des Glaubens. Wir müssen alles tun, damit auch heute der Glaube sich in authentischer Kunst ausdrückt, so wie Gaudi in der Kontinuität und in der Neuheit, und damit die Kunst nicht den Kontakt zum Glauben verliert.“ 
Benedikt lobte Spanien als Land großer Heiliger, die die Kirche erneuerten, wie Ignatius von Loyola, Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz. Heutzutage allerdings sei in Spanien ein aggressiver Laizismus und Antiklerikalismus entstanden, der an die Dreißiger Jahre erinnere. Der Papst spielte damit auf die Zeit des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) an, als eine Reihe von Priestern, Ordensleuten und Laien zu Märtyrern wurden. Der vor kurzem gegründete Rat für die Neuevangelisierung habe in Spanien also eine wichtige Aufgabe, so wie in allen großen Ländern des Westens, erklärte Papst Benedikt.
(rv 06.11.2010 gs)







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