2010-11-03 17:18:27

Generalaudienz: Im Leben Jesu wie in einem Buch lesen


RealAudioMP3 Die Generalaudienz von diesem Mittwoch widmete Papst Benedikt XVI. einer weiteren großen geistlichen Frau des Mittelalters, dieses Mal der Kartäuserin Marguerite d’Oingt, die im Jahr 1310 verstarb. Viel ist über sie nicht bekannt – außer ein Buch, „Speculum“, das eigentlich nur für ihre Schwestern im Kloster von Poleteins bestimmt war, dann aber von ihrem Orden veröffentlicht wurde.

„Grundlage des Buches ist eine Vision, bei der Christus der Ordensfrau mit einem Büchlein in der Hand erscheint, das über und über mit Schriftzeichen bedeckt ist. Das geöffnete Buch gleicht einem Spiegel, in dem die Ordensfrau das irdische Leben Jesu, seine Demut, seine Geduld und seinen Gehorsam bis zum Tod vor dem Hintergrund ihres eigenen Lebens betrachtet. Sie erkennt ihr eigenes Unvermögen. Zugleich spiegelt sich Christus in ihr selbst und regt sie an, ihm mit beharrlichem Willen nachzufolgen, Leiden und Missgeschick zu ertragen, sich an der Liebe Gottes zu erfreuen und den Himmel zu ersehnen.“

Marguerite lebt diese Liebesbeziehung mit Gott, wie sie es nennt, in der Kartause. Die Kartäuser, die nach der streng asketisch-kontemplativen Regel des heiligen Bruno lebten, haben einige geistliche Früchte hervorgebracht, die im Mittelalter eine große Verbreitung fanden. Sie beeinflussten auch die spätere „Devotio moderna“, die sich die konkrete Nachahmung Christi im persönlichen Alltag zur Aufgabe machte.

„Das eigentlich Wesentliche, was Marguerite uns sagen will, ist, dass wir im Leben Christi gleichsam wie in einem Buch lesen und uns selber davon anrühren lassen. Dass wir unser eigenes Leben unter das Licht dieses Lebens stellen, es davon berühren, erneuern und reinigen lassen. Dieses Zuhören und Hinschauen auf Christus, das Leben-Lernen durch ihn, dieses Reinigen unseres Gewissens – das ist es, was sie uns sagen will und was uns Tag für Tag eine Richtung geben sollte.“

An die deutschen Pilger gewandt begrüßte der Papst eine Gruppe, die ihm aus seiner eigenen Biographie heraus ganz besonders am Herzen liegt:

„Ganz herzlich grüße ich die Pilger und Besucher deutscher Sprache, heute besonders die Seminaristen des Erzbischöflichen Studienseminars St. Michael in Traunstein. Marguerite d’Oingt sei uns ein Vorbild, der Liebe Gottes zu uns mit einem freudigen Einsatz für unsere Mitmenschen zu antworten. Der Herr begleite euch auf allen Wegen.“

(rv 03.11.2010 ord)







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