Das Geiseldrama in
einer katholischen Kirche in Bagdad mit mehr als 50 Todesopfern hat Bestürzung in
Kirche und Politik ausgelöst. Papst Benedikt XVI. betete am Montag beim Angelus auf
dem römischen Petersplatz für die „Opfer dieser absurden Gewalt“. Die deutsche Bundesregierung
verlangte, die christliche Minderheit im Irak müsse geschützt werden. Derweil sind
die Umstände des Anschlags weiterhin unklar.
Vier Stunden lang hatten Extremisten,
die sich zum irakischen Zweig der El Kaida bekannten, mehr als hundert Gläubige in
der katholischen Kirche „Our Lady of Salvation“ als Geisel genommen und über Handy
einer lokalen TV-Station ihre Forderungen nach Freilassung im Irak inhaftierter und
in Ägypten festgehaltener Gesinnungsgenossen gefordert. Die Verhandlungen mit den
offenbar nicht-irakischen Terroristen scheiterten. Daraufhin stürmten irakische Sicherheitskräfte,
von US-Militärs unterstützt, die Kirche. Mehr als 50 Menschen verloren in dem Blutbad
ihr Leben.
Derweil gedenkt der chaldäische Weihbischof von Bagdad, Shlemon
Warduni, der Opfer, die er zum Teil persönlich sehr gut kannte.
„Zwei der
getöteten Priester waren ehemalige Studenten von mir. Sie waren vor allem in der Jugendseelsorge
tätig. Der Tod der Anschlagsopfer macht uns sehr traurig. Es gibt aber keinen Ausweg:
Wir müssen für den Frieden beten und dass Gott die Herzen der Terroristen bekehre.“
Die
Konsequenzen des Anschlags seien verheerend. Die Forderung nach einer christlichen
autonomen Region innerhalb des Iraks ist für Warduni keine Lösung.
„Das
ist eine große Tragödie für die christliche Gemeinschaft im Irak. Man muss dann zugeben,
dass es keine sichere Zone in diesem Land gibt. Wenn sogar in einer Kirche – also
einem Gotteshaus – Bomben explodieren, dann können wir uns nirgends sicher fühlen.
Sicherlich werden nun viele das Land verlassen.“ An diesem Dienstag findet
die Beerdigung der beiden getöteten Priester Thair Sad-alla Abd-al und Waseem Sabeeh
Al-kas Butros in Bagdad statt. Wer den Gottesdienst zelebrieren wird, sei aber noch
nicht bekannt, so Warduni. Sicher wird der Patriarch der chaldäischen Kirche, Kardinal
Emmanuel III. Delly, anwesend sein. Auch der syro-katholische Bischof von Mosul,
Georges Casmoussa, wird in Bagdad erwartet. (rv 02.11.2010 mg)