Etwa 100 Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche haben am Sonntag in Rom ein
energischeres Vorgehen von Papst Benedikt XVI. gegen die Verantwortlichen verlangt.
Zu dem Protest hatte die US-amerikanische Organisation „Survivors Voice“ aufgerufen.
Die Organisation wirft Papst Benedikt XVI. und dem Vatikan vor, den versprochenen
Wandel im Vorgehen gegen den Missbrauch Minderjähriger nicht genug vorangetrieben
zu haben. Die Kirche müsse mehr für die Opfer tun. Die Vereinten Nationen riefen die
Missbrauchsopfer dazu auf, den systematischen sexuellen Missbrauch von Kindern als
Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzustufen. Die Teilnehmer aus zahlreichen Ländern
wollten am Abend im Kerzenschein zum Vatikan ziehen, um ihren Forderungen Nachdruck
zu verleihen. Allerdings versperrte die Polizei ihnen den Weg zum Petersplatz. Papst
Benedikt hat wiederholt die schwere Sünde des Missbrauchs in der Kirche beklagt, mit
Opfergruppen gesprochen und eine Bestrafung der Täter verlangt. Als Vatikan-Sprecher
Federico Lombardi der Gruppe seine Solidarität mit ihrem Leiden ausdrücken wollte,
wurde er beschimpft und mit dem Ausruf „Schande, Schande“ zurückgewiesen, wie italienische
Medien berichteten. Lombardi trat den Rückzug an. Später vereinbarte er mit einem
der Organisatoren, Gary Bergeron, ein Treffen im Anschluss an die Kundgebung. Bergeron,
der als Messdiener in Boston von einem Priester missbraucht wurde, hatte bereits am
Freitag gesagt, dass das Thema als weltweites Problem behandelt werden müsse. Dazu
diene unter anderem der Protest im Vatikan. Als Höhepunkt der Veranstaltung wollte
jedes Missbrauchsopfer nach Angaben der Veranstalter einen Stein aus seiner Heimat
ablegen und so einen großen Steinhaufen bilden.