Theologie: „Das hat der Papst sehr genau im Blick..."
Letzte Woche eine
große Papstaudienz zu Ehren des Hamburger Theologen Eric Peterson, diese Woche ein
großer Auftritt Benedikts XVI. auf einem Kongress des deutsch-italienischen Theologen
Romano Guardini – versucht der Papst, seine Theologen-Kollegen im deutschen Sprachraum
an zwei große Vergessene ihrer Zunft zu erinnern? Ja, das kann man so sehen, sagt
die deutsche Philosophin, Sprach- und Politikwissenschaftlerin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz.
„Ich
glaube, dass sowohl Guardini wie Peterson natürlich nicht im Sinne der klassischen
Laufbahnen und der klassischen akademischen Karrieren waren; bei Guardini kann man
das insofern sagen, als er – damals war er knapp vierzig – den Lehrstuhl in Berlin
hatte. Aber dennoch ist Guardini ja innerhalb seiner Zunft niemals ganz präzise platzierbar
gewesen, und das ist ja im Fall von Perterson noch viel, viel schwieriger.“
Es
könne sein, „dass gerade von diesen Außenseitern ein Impuls für die akademische Theologie
ausgeht“ – eine Disziplin, die Papst Benedikt „sehr gut im Auge“ habe. „Es ist deutlich,
dass sowohl Peterson wie Guardini im Rahmen der historisch-kritischen Exegese gar
nicht zu platzieren sind“, so Gerl-Falkovitz; dennoch hätten sie das Evangelium sehr
drängend darauf befragt, was es in die heutige Zeit hinein sage:
„Bei Peterson
war es damals, in den dreißiger Jahren, die Umsetzung der enormen Ideologie-Kritik,
die im Christentum steckt: also die Verbindung zwischen staatlicher Ideologie und
sakraler Aufladung, die das Römische Reich damals hatte, wo das Christentum sich wie
ein Sprengkörper dazwischensetzte. Und bei Guardini war es – auch genau in den dreißiger
Jahren – in Berlin die Auseinandersetzung mit dem „Heilbringer“, der ja damals in
Berlin sozusagen vor seiner Türe die Massen aufgeheizt hat. Für Guardini war der „Herr“,
den er ausdrücklich immer mit diesem Titel bezeichnet hat, das eigentliche Gegenbild
zu diesen Mächten und Gewalten.“
Von dort kommen Impulse, „die nicht nur
auf der Lehrkanzel und im intellektuell-abgehobenen Sinne einige hundert Leute erreichen“,
so Gerl-Falkovitz; beide Theologen seien damals weithin gelesene, diskutierte, „auch
zum inneren Widerstand aufrufende Autoren“ gewesen.
„Ich denke, dass der
Papst das sehr genau im Blick hat!“
Frau Gerl-Falkowitz lehrt Religionsphilosophie
und vergleichende Religionswissenschaft in Dresden.