Nahost: „Wir brauchen ehrliche Dialogpartner im Islam"
Die Kirchen im Orient
brauchen mehr Zusammenarbeit und ehrliche Dialogpartner im Islam, um zu überleben.
Darüber herrschte Konsens bei den Teilnehmern eines Pressegesprächs in Wien, das die
Ergebnisse der Nahost-Bischofssynode im Vatikan reflektierte. Eingeladen hatte zu
dem Termin das Forum „Christian Solidarity International (CSI)“. Der aus der Südosttürkei
stammende syrisch-orthodoxe Chorbischof Emmanuel Aydin bekannte, ein „Skeptiker“ zu
sein, was die Dialogbereitschaft des Islam betrifft. Im Koran fänden sich Passagen,
die zur Gewalt, ja sogar zur Ermordung von Andersgläubigen aufrufen - Aussagen, auf
die sich Extremisten immer wieder beziehen würden. Der Islam betrachte Nichtmuslime
als „unrein“ und Fremdkörper in muslimisch beherrschten Ländern, und an dieser in
der Lehre grundgelegten Haltung ändere auch nichts, dass es auch im Islam Vertreter
gebe, die mit Christen in Frieden leben wollten.
Aydin wies darauf hin, dass
im christlich-muslimischen Dialog beachtet werden müsse, dass Begriffe wie „Frieden“
oder „Toleranz“ im Islam nicht dasselbe bedeuteten wie im Menschenrechtsverständnis
des Westens. Der Dialog beruhe somit oft auf „Täuschungen“. Sogar im religionstoleranten
Österreich habe er schon unliebsame Erfahrungen mit muslimischem Anpassungsdruck gemacht,
erzählte der Chorbischof: An einer von Pro Oriente jüngst in Istanbul veranstalteten
Tagung habe er nach einem Anruf des türkischen Botschafters nicht teilgenommen; der
Diplomat hatte durchklingen lassen, Aydins Teilnahme an einer Protestkundgebung syrisch-orthodoxer
Jugendlicher könne dem Geistlichen bei der Einreise in die Türkei zum Nachteil gereichen.
Der Chorbischof hofft aber, wie er sagte, im Gefolge der Nahost-Synode auf
die Fürsprache von Papst Benedikt XVI., der die Politik im Sinne der verfolgten Christen
positiv beeinflussen könnte. Die Synode sei eine „großartige“ Initiative des Vatikans
gewesen. (kap 29.10.2010 gs)