2010-10-28 11:36:34

Prof. Wuermeling: So schnell wie möglich über PID entscheiden


RealAudioMP3 Der deutsche Ethik-Experte Hans-Bernhard Wuermeling hofft auf eine Entscheidung zur Präimplantationsdiagnostik, kurz PID, so schnell wie möglich. Das sagte er uns am Donnerstag in einem Interview.
„Ich glaube, die Sache ist so eindeutig, dass es am besten wäre, jetzt sofort ein klares Verbotsgesetz durchzubringen. Je länger man wartet, desto mehr schlägt die Stimmung dazu um, das Verbot in verschiedenen Richtungen einzuschränken. Und das erscheint mir ganz schlimm, weil im Grunde das Tötungsverbot damit umgangen wird bzw. einbricht.“

In der Diskussion sei ein „ganz schlimmer Ausdruck“ aufgetaucht, nämlich „Gebärzwang“, so Professor Wuermeling. Die Befürworter von PID sagten, dass ein Verbot die Frau unter „Gebärzwang“ stelle.

„Das ist für die Situation, in der sie sich dann befindet, vielleicht richtig; falsch ist es aber, diesen Vorwurf überhaupt zu erheben, denn die Frau ist ja nicht schicksalhaft in die Situation gekommen, dass aus ihren Eizellen Embryonen geworden sind, sondern sie hat sich diese Eizellen freiwillig entnehmen lassen, und sie war damit einverstanden, dass damit Embryonen hergestellt werden.“

Damit sei die Frau „an der angeblichen Zwangslage, in der sie sich befindet“, „selber schuld“, meint Wuermeling.

„Es ist also eine regelrechte Wortverdrehung, wenn von Gebärzwang die Rede ist!“

Der deutsche Gesundheitsminister Philipp Rösler – übrigens Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken! – tritt für eine streng begrenzte Zulassung von PID ein.

„Das ist ein Kompromiss, den Herr Rösler hier versucht – aber ein Kompromiss, der im Grunde das Tor für Weiterungen öffnet, und der wird sich dagegen gar nicht wehren können! Auch wir werden uns dagegen nicht wehren können, denn einmal eine Ausnahme gemacht, ist das ein Präzedenzfall für alles Weitere.“

Rösler hatte am Mittwoch in Berlin geäußert, man müsse dafür sorgen, dass die Gentests an Embryonen auf wenige Ausnahmen begrenzt werden und damit eine Selektion ausgeschlossen werde. Zugleich sprach er unter Verweis auf die Gruppe der Christen in seiner FDP-Fraktion davon, es gebe noch Diskussionsbedarf. SPD und Grüne machten unterdessen deutlich, dass sie Pläne der schwarz-gelben Regierungskoalition verhindern wollen, noch vor Weihnachten über eine Zulassung der PID zu entscheiden.
Bei PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen auf Gendefekte untersucht und im Fall von Schäden vernichtet. Anfang Juli hatte der Bundesgerichtshof in einem Grundsatzurteil überraschend festgestellt, dass die Methode nicht gegen das Embryonenschutzgesetz verstößt und damit straffrei bleibt.


(rv 28.10.2010 sk)








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