Prof. Wuermeling: So schnell wie möglich über PID entscheiden
Der deutsche Ethik-Experte
Hans-Bernhard Wuermeling hofft auf eine Entscheidung zur Präimplantationsdiagnostik,
kurz PID, so schnell wie möglich. Das sagte er uns am Donnerstag in einem Interview. „Ich
glaube, die Sache ist so eindeutig, dass es am besten wäre, jetzt sofort ein klares
Verbotsgesetz durchzubringen. Je länger man wartet, desto mehr schlägt die Stimmung
dazu um, das Verbot in verschiedenen Richtungen einzuschränken. Und das erscheint
mir ganz schlimm, weil im Grunde das Tötungsverbot damit umgangen wird bzw. einbricht.“
In
der Diskussion sei ein „ganz schlimmer Ausdruck“ aufgetaucht, nämlich „Gebärzwang“,
so Professor Wuermeling. Die Befürworter von PID sagten, dass ein Verbot die Frau
unter „Gebärzwang“ stelle.
„Das ist für die Situation, in der sie sich
dann befindet, vielleicht richtig; falsch ist es aber, diesen Vorwurf überhaupt zu
erheben, denn die Frau ist ja nicht schicksalhaft in die Situation gekommen, dass
aus ihren Eizellen Embryonen geworden sind, sondern sie hat sich diese Eizellen freiwillig
entnehmen lassen, und sie war damit einverstanden, dass damit Embryonen hergestellt
werden.“
Damit sei die Frau „an der angeblichen Zwangslage, in der sie
sich befindet“, „selber schuld“, meint Wuermeling.
„Es ist also eine regelrechte
Wortverdrehung, wenn von Gebärzwang die Rede ist!“
Der deutsche Gesundheitsminister
Philipp Rösler – übrigens Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken! – tritt
für eine streng begrenzte Zulassung von PID ein.
„Das ist ein Kompromiss,
den Herr Rösler hier versucht – aber ein Kompromiss, der im Grunde das Tor für Weiterungen
öffnet, und der wird sich dagegen gar nicht wehren können! Auch wir werden uns dagegen
nicht wehren können, denn einmal eine Ausnahme gemacht, ist das ein Präzedenzfall
für alles Weitere.“
Rösler hatte am Mittwoch in Berlin geäußert, man müsse
dafür sorgen, dass die Gentests an Embryonen auf wenige Ausnahmen begrenzt werden
und damit eine Selektion ausgeschlossen werde. Zugleich sprach er unter Verweis auf
die Gruppe der Christen in seiner FDP-Fraktion davon, es gebe noch Diskussionsbedarf.
SPD und Grüne machten unterdessen deutlich, dass sie Pläne der schwarz-gelben Regierungskoalition
verhindern wollen, noch vor Weihnachten über eine Zulassung der PID zu entscheiden.
Bei PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen auf Gendefekte untersucht und
im Fall von Schäden vernichtet. Anfang Juli hatte der Bundesgerichtshof in einem Grundsatzurteil
überraschend festgestellt, dass die Methode nicht gegen das Embryonenschutzgesetz
verstößt und damit straffrei bleibt.