2010-10-27 12:11:26

Benedikt XVI. würdigt Theologen Peterson: „Eine Theologie, wie ich sie suchte“


RealAudioMP3 Vor 120 Jahren in Hamburg geboren, vor genau 50 Jahren ebenfalls in Hamburg – nach dreißig Jahren Wirken in Rom – gestorben: der Theologe Eric Peterson. An diesem Mittwoch ging in Rom ein Symposion zu diesem Außenseiter der Theologie statt. Wissenschaftlich hochrangig besetzt und von den Kardinälen Karl Lehmann, Walter Kasper und Raffaele Farina besucht, ging das Symposion der Frage nach, was von diesem Theologen heute bleibt, was das Heute von ihm lernen kann. Begonnen hatte Peterson als evangelischer Theologe, wurde dann aber in den 20er Jahren katholisch, verlor seinen Lehrstuhl und zog mit seiner Familie nach Rom. Dass er ein Eckstein für die Theologie war und ist, das machte Papst Benedikt XVI. in einer Audienz deutlich, zu der er die Teilnehmer dieses Kongresses empfing.

„’Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die Zukünftige suchen wir’. Dieses Zitat aus dem Hebräerbrief könnte man als Leitwort über das Leben von Eric Peterson setzen. Er fand eigentlich Zeit seines Lebens keinen rechten Platz, wo ihm Anerkennung und Sesshaftigkeit beschieden worden wäre. Er hat diese Fremdheit des Christseins erfahren. Er war der evangelischen Theologie fremd geworden, ist aber auch in der katholischen Theologie, wie sie damals war, irgendwie Fremdling geblieben. Heute wissen wir, dass er beiden zugehört, dass beide von ihm zu lernen haben... ein Geheimtipp!“

Peterson spricht von der Heiligen Schrift in der Tradition der Glaubensgemeinschaft, von in der Liturgie gelebtem Glauben, und von der Kirche, in der Gott die Menschen hier auf der Erde zusammen führt, die zu ihm auf dem Weg ins himmlische Jerusalem sind. Alles Gedanken, die auch Benedikt XVI. und dem Theologen Josef Ratzinger in ihm nicht fremd sind:

„Vielleicht ist dies der Punkt, an dem ich ein persönliches Wort einflechten soll: Ich bin auf die Figur von Eric Peterson erstmals 1951 gestoßen; damals war ich Kaplan in Bogenhausen, und ich habe ihn mit wachsender Begier gelesen und mich von ihm ergreifen lassen. Denn hier war die Theologie, nach der ich suchte. So habe ich an ihm wesentlich und tiefer gelernt, was eigentlich Theologie ist, und auch die Bewunderung dafür gehabt, dass hier nicht nur Gedachtes gesagt wird, sondern dass dieses Buch Ausdruck eines Weges, die Passion seines eigenen Lebens war.“

Aber was für eine Theologie betrieb Peterson? Warum sollte man ihn heute noch lesen? Seit den 60er Jahren bereits beschäftigt sich Karl Lehman, heute Kardinal und Bischof von Mainz, damals junger Theologe, mit dem Hamburger. Wie den jungen Josef Ratzinger und auch Walter Kasper hatten ihn die Schriften Petersons gefesselt. Aber warum sollten sich heute junge Theologinnen und Theologen mit ihm beschäftigen? Was reizt heute noch an seiner Theologie?

„Peterson ist zunächst einmal ein Anreger. Er macht einem die Augen auf dafür, was Theologie ist. Man darf nicht gleich ein Paket von Antworten erwarten. Man bekommt aber Lust und Freude an Theologie.“

Und auch wenn sich Peterson vor allem sehr abgelegener Quellen bedient und Fragen stellt, die nicht dem normalen akademischen Betrieb entsprechen, so ist sein Leitgedanke, sein tastendes und zugleich forderndes Fragen nie mit Nebensächlichkeiten beschäftigt:

„Für ihn ist das Geheimnis Gottes, die Frage ‚was ist Gott?’ immer leitend, das ist für ihn immer ein Abenteuer und immer wieder faszinierend und neu entdeckend. Da gibt es auch schon einmal Widersprüche und paradoxe Äußerungen.“

Überraschend ist seine biographische Nähe zu John Henry Newman, auch jemand, der gerade jetzt theologisch wieder entdeckt wird, und ebenfalls ein Konvertit zum Katholizismus. Und wie Newman auch, baut Peterson Brücken. Der Papst hat es „er gehört beiden“ genannt, für Lehmann ist er gleichzeitig Fremder und Impulsgeber:

„Er gibt Beiden heute ökumenische Impulse. Ich stelle mir das so vor, dass er in der Mitte steht und dass man von verschiedenen Seiten aus Zugang zu ihm gewinnen kann. Man muss nicht immer dasselbe denken, aber man geht auf ihn zu und bekommt dort sicher Inspiration“

Ganz modern und zeitgemäß ist aber Petersons persönliche Suche. Er beginnt sein Denken nicht bei abstrakten Problemen, sondern bei seinen persönlichen Anliegen, seiner eigenen Suche nach Glauben, Halt und Sinn.

„Er war von der Entschiedenheit des Glaubens gegenüber der liberalen Welle, die damals in der Theologie existierte, fasziniert. Die Person ist da immer tief mit im Spiel. Peterson hat kein System, er ist ein Denker mit Orientierung und mit Konsequenzen. Er ist ausgerichtet auf eine Antwort von der Theologie her auf die persönliche Ergriffenheit hin.“

(rv 26.10.2010 ord)







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