Migrantenbischof: „Integration bedeutet nicht Assimilation“
Der Heilige Stuhl
warnt vor übertriebenen Erwartungen an Einwanderer. Eine vollständige Anpassung von
Migranten an die Kultur ihres Aufnahmelandes könne nicht das Ziel von Integration
sein, sagte der Präsident des Päpstlichen Migrantenrates, Erzbischof Antonio Maria
Veglio, bei der Vorstellung der Papstbotschaft zum Migrantentag im Vatikan. Wer dies
erwarte, trage zu einem kulturellen Identitätsverlust der Betroffenen bei. „Eine
vollständige Anpassung von Migranten an die Kultur ihres Aufnahmelandes kann nicht
Ziel von Integrationsbemühungen sein. Eine Assimilation würde einen Verlust der Kultur
und der Persönlichkeit bedeuten. Eine Assimilation ist ebenso wie die Ghettoisierung,
der kulturelle Pluralismus und die Verschmelzung unterschiedlicher Kulturen unter
Verlust der jeweiligen Identität Ausdruck einer gescheiterten Akkulturation.“ Benedikt
XVI. habe in seiner Botschaft zum Welttag der Migranten und Flüchtlinge einen neuen
Weg für das Verhältnis von Migranten und angestammter Bevölkerung aufgezeigt, hob
Vegliò hervor; einen Weg jenseits der klassischen Modelle von Assimilation, Ghettoisierung,
synkretistischer Verschmelzung und kulturellem Pluralismus. „Das Modell des
Papstes ist ein dynamischer Prozess, der auf sozialer Integration und kultureller
Synthese beruht. Die soziale Integration erfordert einen gegenseitigen Austausch und
setzt die Teilhabe der Migranten an der Gestaltung sozialer Beziehungen voraus.“ Für
eine kulturelle Synthese sei die Erarbeitung von Modellen notwendig, die aus den jeweils
vertretenen Kulturen hervorgingen. Diese dürfe jedoch nicht zu einer Reduzierung auf
einen einzigen Entwurf führen. „Diese Modelle müssen sich in die „Basiskultur“
einfügen und sie auf diese Weise stärken. Gegenwärtig sind nach unseren Angaben weltweit
rund 15 Millionen Menschen auf der Flucht und stehen unter dem Schutz der Vereinten
Nationen. Die meisten Flüchtlinge leben in Asien und Afrika.“ Innerhalb ihres
Heimatlandes haben demnach weitere etwa 27 Millionen Menschen ihre angestammten Wohnsitze
verlassen, vor allem infolge von Menschenrechtsverletzungen, so Kurienbischof Vegliò.