2010-10-26 13:52:19

D: Tiefenbohrungen in Sachen Völkerverständigung


RealAudioMP3 Die katholische akademische Landschaft in Deutschland ist um ein Forschungs- und Lehrprojekt reicher: an diesem Dienstag wird an der Hochschule für Philosophie in München, einer Einrichtung des Jesuitenordens, der Lehrstuhl für Völkerverständigung eingerichtet. Lehren wird dort Michael Reder, Philosoph und Theologe.
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Professor Reder, kann man Verständigung lehren, und wenn ja: wie kann man das?

„Es ist in der Tat schwierig, Verständigung zu lehren, gerade im Wissenschaftlichen Kontext, weil das natürlich eine sehr praktische Erfahrung und auch Aufgabe ist, wenn verschiedene Kulturen, verschiedene Religionen sich verstehen und sich verständigen sollen. Nichtsdestotrotz kann glaube ich gerade die Philosophie hier einen sehr wichtigen Impuls geben. Zum einen kann sie gewissermaßen Tiefenbohrungen anstellen, sie kann Fragen stellen nach den Grundlagen von Verständigung, beispielweise, wie wir Sprache oder wie wir menschliches Erkennen deuten sollen. Insofern können wir auf diesem Themefeld einen wichtigen Impuls geben und Fragen, was die Bedingungen von Verständigung sind. Zweitens können wir natürlich ethische Dimensionen der Verständigung auslegen, auch das ist ein altes Geschäft der Philosophie, wo sie viel Wissen und Erfahrung hat, nämlich die ethischen Grundlagen von Verständigung im Allgemeinen und Völkerverständigung im Besonderen zu analysieren und dann auch zu reflektieren.“

Was können Studenten ganz konkret bei Ihnen erfahren und lernen?

„In diesem Semester haben wir für Studierende ein Seminar aufgelegt zum Thema ‚internationale Gerechtigkeit’. Das ist ein Thema, das im Kern der Völkerverständigung steht. In diesem Seminar werden wir zunächst einige Theorien der internationalen Gerechtigkeit kennen lernen und analysieren. Hier sind die Studierenden gewissermaßen am Puls der Zeit, aktuelle Theorieentwicklungen kennen zu lernen. In einem zweiten Schritt werden wir diese theoretischen Überlegungen auf konkrete globale Herausforderungen und Probleme übertragen. D.h. wir werden uns mit dem Thema ‚globale Armut’ beschäftigen, mit der Frage nach einem interreligiösen Dialog im Kontext der Globalisierung, oder auch Fragen nach Klimawandel und Gerechtigkeit.“

Sollten Politiker bei Ihnen die Schulbank drücken?

„Wir würden uns natürlich über jeden Politiker freuen, der zu uns kommt und bei uns Veranstaltungen besucht. Ich denke, es ist wichtig, auch wenn man im politischen Geschäft ist, manchmal inne zu halten und zu fragen, was eigentlich die Grundlagen sind, wenn über Grundlagen in der Politik gesprochen wird. Hier kann ein solcher Lehrstuhl mit seinem Lehrangebot und seinen Forschungsprojekten natürlich wichtige Impulse setzen.“

(rv 26.10.2010 ord)







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