Die katholische akademische
Landschaft in Deutschland ist um ein Forschungs- und Lehrprojekt reicher: an diesem
Dienstag wird an der Hochschule für Philosophie in München, einer Einrichtung des
Jesuitenordens, der Lehrstuhl für Völkerverständigung eingerichtet. Lehren wird dort
Michael Reder, Philosoph und Theologe. Hören und lesen Sie hier das Interview
Professor
Reder, kann man Verständigung lehren, und wenn ja: wie kann man das?
„Es
ist in der Tat schwierig, Verständigung zu lehren, gerade im Wissenschaftlichen Kontext,
weil das natürlich eine sehr praktische Erfahrung und auch Aufgabe ist, wenn verschiedene
Kulturen, verschiedene Religionen sich verstehen und sich verständigen sollen. Nichtsdestotrotz
kann glaube ich gerade die Philosophie hier einen sehr wichtigen Impuls geben. Zum
einen kann sie gewissermaßen Tiefenbohrungen anstellen, sie kann Fragen stellen nach
den Grundlagen von Verständigung, beispielweise, wie wir Sprache oder wie wir menschliches
Erkennen deuten sollen. Insofern können wir auf diesem Themefeld einen wichtigen Impuls
geben und Fragen, was die Bedingungen von Verständigung sind. Zweitens können wir
natürlich ethische Dimensionen der Verständigung auslegen, auch das ist ein altes
Geschäft der Philosophie, wo sie viel Wissen und Erfahrung hat, nämlich die ethischen
Grundlagen von Verständigung im Allgemeinen und Völkerverständigung im Besonderen
zu analysieren und dann auch zu reflektieren.“
Was können Studenten ganz
konkret bei Ihnen erfahren und lernen?
„In diesem Semester haben wir für
Studierende ein Seminar aufgelegt zum Thema ‚internationale Gerechtigkeit’. Das ist
ein Thema, das im Kern der Völkerverständigung steht. In diesem Seminar werden wir
zunächst einige Theorien der internationalen Gerechtigkeit kennen lernen und analysieren.
Hier sind die Studierenden gewissermaßen am Puls der Zeit, aktuelle Theorieentwicklungen
kennen zu lernen. In einem zweiten Schritt werden wir diese theoretischen Überlegungen
auf konkrete globale Herausforderungen und Probleme übertragen. D.h. wir werden uns
mit dem Thema ‚globale Armut’ beschäftigen, mit der Frage nach einem interreligiösen
Dialog im Kontext der Globalisierung, oder auch Fragen nach Klimawandel und Gerechtigkeit.“
Sollten
Politiker bei Ihnen die Schulbank drücken?
„Wir würden uns natürlich über
jeden Politiker freuen, der zu uns kommt und bei uns Veranstaltungen besucht. Ich
denke, es ist wichtig, auch wenn man im politischen Geschäft ist, manchmal inne zu
halten und zu fragen, was eigentlich die Grundlagen sind, wenn über Grundlagen in
der Politik gesprochen wird. Hier kann ein solcher Lehrstuhl mit seinem Lehrangebot
und seinen Forschungsprojekten natürlich wichtige Impulse setzen.“