Vatikan/Israel: Kritik an Wortmeldungen, aber nicht am Vatikan
Auch wenn Israel mit
einzelnen Wortmeldungen bei der Nahost-Bischofssynode nicht einverstanden ist: Die
Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan werden sich deshalb nicht verschlechtern.
Das meint Mordechay Lewy, Israels Botschafter beim Heiligen Stuhl, im Gespräch mit
uns.
„Nein, ich glaube nicht, dass sich die Beziehungen verschlechtern.
Es hängt auch davon ab, inwieweit der Vatikan den Weg finden wird, sich von den Worten
von Bischof Bustros zu distanzieren. Ich bin sicher, dass er hier einen Weg finden
wird.“
Der aus dem Libanon stammende Bischof Cyrille Salim Bustros hatte
nach der Vorstellung der Schlussbotschaft mündlich auf Fragen geantwortet und dabei
sinngemäß gesagt, dass sich der Staat Israel mit einer Rückkehr aller palästinensischen
Christen auf demografische Weise erledigen würde. Botschafter Lewy sieht darin eine
Wiedergabe „bekannter arabischer Standpunkte“ und betont,
„dass
die katholischen Ostkirchen die Tatsache, dass Israel 1948 gegründet wurde, nie begrüßt
haben. Sie haben sogar dagegen gearbeitet, lange bevor man von irgendeiner Verwaltung
und Kontrolle Israels von gewissen Teilen der Westbank sprechen konnte, als das noch
jordanisch war, waren sie schon dagegen. Die Ostkirchen waren auch gegen die Konzilserklärung
Nostra Aetate in den 60er Jahren im II. Vatikanischen Konzil, das ist belegt. Sie
waren gegen eine Annäherung zwischen Israel und dem Heiligem Stuhl und gegen die Aufnahme
diplomatischer Beziehungen in den 90er Jahren.“
Die Nahost-Synode sei trotz
anders lautender Vorsätze „politisch“ gewesen, so Lewy. Das sei aber keine Kritik
an den Positionen des Heiligen Stuhls.
„Meine Worte und meine Kritik ist
gegen die Botschaft der Synode an die Welt und gegen das, was der Wortführer des Entwurfskomitees
– Bustros – daraus gemacht hat. Meine Kritikpunkte beziehen sich nicht auf die Haltung
des Vatikans.“
Einige wenige Passagen der Synodendokumente seien aus israelischer
Sicht immerhin relativ mild ausgefallen, etwa der Punkt 5 der Propositiones, wo „eine
milde Formulierung über die Gründe der Emigration vorgebracht wurde“. Doch im Allgemeinen
spiegelten die Synodendokumente, so Lewy, eine dezidiert arabische Sicht.
„
Das ist wie ein UN-Forum gewesen, und im UN-Forum gibt es immer eine automatische
Mehrheit für die arabische Sicht. Das gab es auch hier in der Synode, und das kann
ich nicht gut heißen.“
Kurz vor Beginn der Synode hatte die israelische
Botschaft beim Heiligen Stuhl eine Mitteilung verbreitet, die auf die wachsende Zahl
von Christen von Christen in Israel hinwies. „Bei uns gibt es weder Verfolgung noch
Exodus von Christen“, betonte Lewy.
„Ich halte die Lage der Christen und
Katholiken, soweit sie der israelischen Jurisdiktion unterstehen, für besser als in
allen arabischen Staaten, wo Christen unter muslimischer oder anderer Regierung leben
müssen. Das wurde in der Synode nicht gewürdigt, weil man es ja viel leichter hat,
Israel zu kritisieren, als seine Existenz zu riskieren, wenn man zurückfährt in sein
arabisch-muslimisches Land. Das muss gesagt werden, denn in der Synode wurde das nicht
gewürdigt. (rv 25.10.2010 gs)