Bischofssynode zum Nahen Osten: Die Abschlussbotschaft
An diesem Samstag
hat der Vatikan die Schlussbotschaft der Sonderbischofssynode im Vatikan veröffentlicht.
Das Schreiben wurde am Freitagnachmittag von den Synodenvätern gebilligt; es trägt
den Titel „Nuntius, Botschaft an das Volk Gottes“ und gibt Rechenschaft über die Beratungen
und Themen, die in den letzten zwei Wochen auf dem Weltbischofstreffen zur Sprache
kamen. Adressaten sind alle Gläubigen, Geistlichen, Schwestern und Laien in den Ländern
des Nahen Ostens.
Wiege des Christentums Nach dem Dank an Papst Benedikt
XVI. für das Einberufen dieser ersten großen Sonderbischofssynode zum Nahen Osten
unterstreichen die Synodenväter einleitend das pastorale Anliegen der Synode. Weiter
wird auf den Orient als Wiege der ersten christlichen Gemeinschaft verwiesen. Im Folgenden
kommt man schnell auf „Herausforderungen und Erwartungen" zu sprechen, vier an der
Zahl, die die Völker des Nahen Ostens betreffen.
Herausforderungen und ErwartungenErste
Herausforderung ist dem Schreiben nach die innere Einheit der Kirche. Es gehe darum,
die Einheit jeder Kirche, darunter auch die innerhalb der verschiedenen katholischen
Traditionen, zu stärken und durch Gebet und Akte der Nächstenliebe die Einheit aller
Christen zu erreichen. Als zweite Herausforderung werden politische Bedingungen,
Sicherheit und religiöser Pluralismus im Nahen Osten genannt. Im Mittelpunkt stehe
hier vor allem der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, der Auswirkungen
auf die gesamte Region, insbesondere auf die Bewohner der besetzten Palästinensergebiete
habe. Hier werden zahlreiche Einschränkungen wie etwa die Militärbarrieren oder der
Abriss von Häusern aufgezählt. Auch die Unsicherheit der Israelis und die Situation
der Stadt Jerusalem sei Teil der Reflektionen gewesen, heißt es danach weiter. Mit
Blick auf die Einschränkung des Wohnrechtes von Palästinensern in Jerusalem durch
jüdische Israelis zeigen sich die Synodenväter „besorgt“ über „unilaterale Initiativen“,
die die Bevölkerungszusammensetzung und den Status Jerusalems „riskieren zu verändern“.
Nur ein „gerechter und endgültiger Frieden“ könne das Wohl der gesamten Region und
ihrer Völker sichern, erinnern sie. Als weiterer Brennpunkt wird der Irak genannt:
Hier erklären sich die Synodenväter solidarisch mit dem gesamten irakischen Volk und
deren Kirchen und appellieren für Unterstützung der Flüchtlinge, die gezwungen sind,
das Land zu verlassen – solange, bis diese wieder in ihre Länder zurückkehren könnten
und dort in Sicherheit leben könnten, so heißt es. Eine andere große „Baustelle"
betrifft das Verhältnis von Christen und Moslems. Die Synodenväter unterstreichen,
dass die „christliche Vision als ursprüngliches Prinzip“ dieses Verhältnis bestimmen
müsse. Es gehöre zur christlichen Mission und Berufung, mit Moslems nach dem „Gebot
der Liebe und der Kraft des Geistes“ zusammenzuleben. Als integraler Bestandteil der
Gesellschaften des Nahen Osten seien alle Gläubigen – Moslems, Juden und Christen
– zur Entwicklung der Region beizutragen.
Gemeinsam für dauerhaften Frieden
in Nahost Ein weiterer Abschnitt der Botschaft widmet sich dem Dialog mit Juden
und Moslems. Hier kommt die Hoffnung zum Ausdruck, dass der christlich-jüdische Dialog
auch zur konkreten Lösung des politischen Konfliktes beitragen könne. Dieser dürfe
keinen Keil zwischen die Religionen treiben. Schließlich sei der Dialog zwischen Vertretern
des Juden- und Christentums seit Jahren in Gang – nicht erst seit dem Zweiten Vatikanischen
Konzil. Auch wird an die gemeinsamen Wurzeln der drei abrahamitischen Religionen Christentum,
Judentum und Islam erinnert. Erneut mahnen hier die Synodenväter, sich gemeinsam für
einen „ehrlichen, gerechten und endgültigen Frieden“ einzusetzen. Der Dialog zwischen
Moslems und Christen sei eine die gemeinsame Zukunft bestimmende „Lebensnotwendigkeit“,
heißt es weiter mit Hinweis auf Papst Benedikts Kölner Rede an die Muslime vom August
2005. Trotz einiger „Schieflagen“ im Verhältnis in Vergangenheit und Gegenwart müsse
es darum gehen, der Weltgemeinschaft ein positives Modell des Zusammenlebens und der
Kooperation zu geben.
Zwei-Staaten-Lösung favorisiert Die Synodenväter
rufen die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Vereinten Nationen, in ihrer
Abschlussbotschaft dazu auf, „aufrichtig“ an einer Lösung für die Region zu arbeiten
und dort „gerechten und endgültigen Frieden“ zu garantieren. Um die Besetzung der
verschiedenen arabischen Gebiete zu beenden, müssten die Entschlüsse des Sicherheitsrates
angewendet und „notwendige juristische Schritte“ unternommen werden, heißt es weiter. Es
folgt ein klares Plädoyer für die Zweistaatenlösung und die Einrichtung eines „unabhängigen
und autonomen“ palästinensischen Staates. Dieser könne der Volksgruppe ein Leben „in
Würde und Sicherheit“ garantieren. Der Staat Israel könne seinerseits „innerhalb der
international anerkannten Grenzen“ Frieden und Sicherheit genießen, heißt es weiter.
Und schließlich könne die Stadt Jerusalem dann zu einem Status finden, der dem religiösen
Erbe von Juden, Christen und Moslems gleichermaßen gerecht werde, so die Synodenväter.
Verurteilung jeglicher Gewalt Einstimmig wird in der Botschaft
„Gewalt und Terrorismus jeder Herkunft“ und „jeglicher religiöser Extremismus“ verurteilt,
ebenso Rassismus, Antisemitismus, Anti-Christianismus und Islamophobie. Alle Religionen
seien aufgefordert, in der Region den Dialog der Kulturen voranzutreiben, heißt es
dazu abschließend.